Beschreibung
Tank Man der siebte Gedichtband des in Deutschland lebenden griechischen Dichters Giorgos Lillis nimmt auf den bis heute unbekannten Rebellen Bezug, der sich 1989 nach dem Massaker am Tiananmen, dem Platz des Himmlischen Friedens, vor die Panzer stellte und sie aufzuhalten versuchte: Er hielt dabei nur zwei Einkaufstüten in der Hand. Die Absurdität seines Widerstandsaktes, großartig und sinnlos zugleich, wird zum Leitmotiv der neunzehn Gedichte, in denen sich das poetische Subjekt mit den eigenen Mitteln gegen jede Form von Autorität und Unterdrückung positioniert. Erzählt wird von Mut und Widerstand, aber auch von Schwäche, Scheitern und Verzweiflung. Vor dem Hintergrund der griechischen Realität in den Jahren der Krise gelingt es Lillis, seine persönliche Erfahrung und Wahrnehmung zu vermitteln, ohne sich vom sozialen Ganzen zu lösen mal in leisem Bekenntniston, mal in bitterem Selbstsarkasmus, mal als lautstarker Trotz und Protest. Unwillig, sich an die vom harten Alltag und den gesellschaftlichen Anforderungen auferlegte Realität anzupassen, schwebt die poetische Stimme zwischen Wunsch und Wirklichkeit, in ihrer endlosen Suche nach Freiheit, Würde und Selbstbestimmung.
Autorenportrait
Giorgos Lillis (geb. 1974 in Bielefeld) wuchs in Athen und Agrinio auf und lebt seit 1996 in Deutschland. Als Literaturkritiker und Essayist schreibt er u. a. für die Zeitung I Avgi. Zusammen mit Martha Roussakis übersetzte er Werke von Durs Grünbein ins Griechische. Seine eigenen Gedichte wurden ins Französische, Englische, Italienische und Spanische übersetzt. Sein jüngster Lyrikband wurde 2022 in Griechenland auf die Shortlist des staatlichen Poesiepreises gewählt. Ebenfalls lieferbar: Im Dunkeln schwebend (2005).