Beschreibung
Über vier Millionen Menschen gelangten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs aus den ehemals deutschen oder deutsch besiedelten Territorien im östlichen Europa in die Sowjetische Besatzungszone. Die Aufnahmegesellschaft, auf die diese Flüchtlinge und Vertriebenen trafen, war eine "Ausnahmegesellschaft", die tiefgreifende Wandlungen durchlief. Die sogenannten Umsiedler leisteten in der Folgezeit einen wesentlichen Beitrag zum Wieder- und Neuaufbau, doch der sozialistische Staat machte sie zu "Menschen ohne Vergangenheit". Die Integration der "Umsiedler" in den Dörfern der DDR, und damit ihr Schritt "vom Ich zum Wir", nahm einen langen Zeitraum in Anspruch und gelang - wenn überhaupt - nur allmählich. Staatliche Unterstützungsmaßnahmen, individuelle Aneignungsformen und die strukturellen Umbrüche im ländlichen Raum trugen ebenso wie der Generationenwechsel zum Einleben bei. Die Studie zeichnet die Eingliederung der "Umsiedler" vor dem Hintergrund der Transformationsprozesse im ländlichen Raum nach: von der Bodenreform (1945 bis 1948) über die sich anschließende Zeit des neubäuerlichen Wirtschaftens bis hin zur Kollektivierung der Landwirtschaft in der jungen DDR (1952 bis 1960). Im Fokus stehen das Erleben und Erinnern von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen am Beispiel zweier Dörfer in Thüringen und Sachsen.
Autorenportrait
Uta Bretschneider hat Volkskunde/Kulturgeschichte und Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena studiert und promovierte dort 2014. Seither ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bereichs Volkskunde am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V. in Dresden tätig. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören: DDR-Alltagskultur, Geschichte des ländlichen Raumes, Biografieforschung, Industriekultur und Borderscapes.