Beschreibung
Am 9. Januar 1974 reiste Joseph Beuys zusammen mit Klaus Staeck und Gerhard Steidl zum ersten Mal nach Amerika. Diese Reise war eine bis ins Detail geplante Performance in Flugzeugen, Taxen, Hotels, Universitäten und Galerien, die umfassend mit der Kamera dokumentiert wurde. Erste Station war die New School in New York, wo Beuys in einem völlig überfüllten Saal eine Lecture hielt, die auch von Künstlern wie Claes Oldenburg, Lil Picard und Al Hansen besucht wurde. Stundenlang erklärte Beuys geduldig sein Modell der Sozialen Plastik und zeichnete drei große Schultafeln voll, um sie am Ende zum Erstaunen vieler wieder auszuwischen. In Chicago kommt es zu einer spontanen Aktion: Als er zufällig am Biograph-Kino vorbeikommt, erinnert sich Beuys an Leben und Sterben des amerikanischen Gangsters John Dillinger und spielt Flucht und Erschießung nach. Anschließend führt die Reise nach Minneapolis, wo Beuys weitere Lectures hielt, Pressekonferenzen gab und ausgedehnte Spaziergänge im Kaufhaus Dayton's unternahm. Hunderte von Fotos, Einzelbilder und Serien entstanden auf dieser Reise. Unmittelbar nachdem Beuys nach Deutschland zurückgekehrt war, wurde das Material für ein Buch ausgewertet. Die Verwirklichung des Projektes verschob sich jedoch immer wieder. Noch im Oktober 1985, kurz vor seinem Tod, hat Joseph Beuys die Reihenfolge der Fotos und den Umbruch für dieses Buch festgelegt. Erstmals 1987 veröffentlicht, erscheint das Buch nun zum 100. Geburtstag des Künstlers in einer neuen, überarbeiteten Ausgabe.
Autorenportrait
Joseph Beuys, der am 12. Mai 2021 in Krefeld geboren wurde und 1986 in Düsseldorf starb, zählt zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Er war Zeichner, Bildhauer, Aktionsund Installationskünstler, Lehrer an der Düsseldorfer Kunstakademie (1961-1972) und politischer Aktivist. Wie kein anderer Künstler seiner Zeit veränderte er das Wesen, die Materialität und die Sprache der Kunst und verschob die Grenzen und Aufgaben der Kunst. Er verband sie mit gesellschaftlichen Prozessen und setzte sich in seinem Werk mit Fragen des Humanismus, der Sozialphilosophie, der Ökologie, Ökonomie und Anthropologie auseinander. Auch sein eigenes Leben betrachtete Beuys als zu formendes Material. Mit seiner Erweiterung des Kunstbegriffs und dem Konzept der Sozialen Plastik wurde er weltberühmt. Die Kunst - so Beuys' Leitgedanke - solle auf der sozialen, politischen, geistigen und wissenschaftlichen Ebene wirksam werden und damit integraler Bestandteil unseres Denkens und Handelns sein.