Beschreibung
Das Wort der Wissenschaft hat in der Öffentlichkeit Gewicht. Umso attraktiver ist es für demokratisch gewählte Politiker, sich bei ihren Entscheidungen auf Experten zu berufen. Experten erhalten dadurch eine privilegierte Position in der Gesellschaft, und es mehren sich Stimmen, die vor dem Umkippen der Demokratie in eine 'Expertokratie' warnen. Die Auswirkungen für die Wissenschaft finden dabei kaum Beachtung. Ihre Vertreter eignen sich als Skandalfiguren, an denen sich der Volkszorn abreagieren und die Politik schadlos halten kann - eine Entwicklung, die für die ganze Wissenschaft, gerade in antielitären Zeiten, zur Gefahr zu werden droht. In seiner großen Untersuchung rekonstruiert Caspar Hirschi die Geburt des Experten im Frankreich Ludwigs XIV. und veranschaulicht an faszinierenden 'Expertenskandalen' aus Geschichte und Gegenwart, welche Risiken eine an politischen Interessen ausgerichtete Wissenschaft eingeht. Eine brisante Analyse mit wissenschaftspolitischer Sprengkraft und ein wichtiger Baustein für die Selbstkritik einer Wissenschaft, deren Vertreter den Platz am Tisch der Entscheider der Rolle des öffentlichen Kritikers immer häufiger vorziehen.
Autorenportrait
Caspar Hirschi, 1975 in Zürich geboren, ist Professor fur Geschichte an der Universitat St. Gallen. Er studierte in Fribourg und Tübingen und lehrte an der Universitat Cambridge und an der ETH Zurich. Zu seinen Forschungsgebieten gehören die Geschichte und Theorie des Nationalismus, die Organisation wissenschaftlicher Institutionen und das Verhältnis von Wissenschaft und Politik in Geschichte und Gegenwart. Hirschi war Mitglied von Expertenkommissionen zur Reform der universitären Karrierewege in Deutschland und in der Schweiz und ist seit 2014 Mitglied im Evaluationsausschuss des Deutschen Wissenschaftsrats.