Beschreibung
Die Knochenmarkspende von Kindern für Geschwister, die an Leukämie erkrankt sind, ist eine lebensrettende Therapie. Kinder sind aber noch nicht in der Lage, selbst eine Einwilligung zu geben. Wie sollen Kinder beteiligt werden? Welche ethischen Fragen stellen sich? Die Beiträge diskutieren moralische, rechtliche, psychologische, philosophische und gesellschaftliche Aspekte: Fragen zur Freiwilligkeit bei der Einwilligung zu einer Spende, zur Verletzlichkeit des Kindes und zu Verstrickungen in Familienbeziehungen, zum Verhältnis von Recht und Ethik, zur möglichen Diskrepanz von Kindeswohl und Kindeswille und zu den Kinderrechten. Wie sich zeigt, geht es um mehr als um die Einwilligung selbst, nämlich um das Integrierenkönnen der Spende (oder in seltenen Fällen der Entscheidung gegen sie) in die Biographie des Spenderkindes, um die psychische und narrative Verarbeitung innerhalb der Familiengeschichte, um die Sicht auf die Geschehnisse aus der Retrospektive Jahre später. Diese Aspekte haben Implikationen für das Verständnis und die Bedeutung von 'Zustimmung und Zumutung' auch in anderen Bereichen der Medizin, in denen eine rettende Behandlung kaum abzulehnen ist.
Autorenportrait
Christina Schües ist Professorin für Philosophie am Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung, Universität zu Lübeck, und apl. Professorin am Institut für Philosophie und Kunstwissenschaft an der Leuphana Universität Lüneburg. Ihre Forschungs- und Lehrschwerpunkte liegen in der philosophischen Anthropologie, Ethik, Bioethik, Erkenntnistheorie, Phänomenologie, Sozialphilosophie und politischen Philosophie. Gemeinsam mit Christoph Rehmann-Sutter leitet und bearbeitet sie 2015 ein von der Fritz Thyssen Stiftung gefördertes Forschungsprojekt über "Das Kindeswohl im ethischen Konflikt: Knochenmark- und Blutstammzellspenden von Kindern an Familienmitglieder". Zahlreiche Publikationen wie z.B.: Philosophie des Geborenseins, Freiburg i. Br. 2008; u.a. zum Thema pädiatrische Stammzelltransplantation; Gem. mit C. Rehmann-Sutter: The Well- and Unwell-Being of a Child. In: Topoi 32, 2013, S. 197-205; Gem. mit C. Rehmann-Sutter: Hat ein Kind eine Pflicht, Blutstammzellen für ein krankes Geschwisterkind zu spenden? In: Ethik in der Medizin 25 (2), 2013, S. 89-102; Gem. mit C. Rehmann-Sutter: Retrospektive Zustimmung der Kinder? Ethische Aspekte der Stammzelltransplantation. In: Frühe Kindheit, 2014, S. 22 - 27. Gem. mit Rehmann-Sutter: Retterkinder. In: Rettung und Erlösung. Politisches und religiöses Heil in der Moderne, hg. von J. F. Lehmann und H. Thüring, Paderborn 2014, S. 79--98. Derzeitig 2015 arbeitet sie an einer Monographie zum Thema Kindeswohl und Verantwortung. Christoph Rehmann-Sutter geb. 1959, Studium der Molekularbiologie am Biozentrum der Universität Basel und der Philosophie und Soziologie in Basel, Freiburg i.Brsg. und Darmstadt. Er ist Professor für Theorie und Ethik der Biowissenschaften am Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität zu Lübeck. Seine Lehr und Forschungsschwerpunkte liegen in der Bioethik, zu deren Erforschung er qualitativempirische Methoden mit einem phänomenologischhermeneutischen Ansatz der Ethik verbindet. Er arbeitet zu philosophischen Grundlagenfragen der Bioethik. Gemeinsam mit Christina Schües arbeitet er 2015 an einem Projekt zur Stammzellspende zwischen Geschwistern. Daneben beschäftigt er sich in einem empirischen Projekt mit Sterbewünschen palliativ versorgter Patienten und mit der lebensweltlichen Dimension der Genomik. Zahlreiche Publikationen; u.a. zum Themenbereich der pädiatrischen Stammzelltransplantation: Gem. mit C. Schües: The Well- and Unwell-Being of a Child. In: Topoi 32, 2013, S. 197-205; Gem. mit C. Schües: Hat ein Kind eine Pflicht, Blutstammzellen für ein krankes Geschwisterkind zu spenden? In: Ethik in der Medizin 25 (2), 2013, S. 89-102; Embryoselektion zur Gewebespende? Fälle von PID-HLA und ihre Analyse in individual- und sozialethischer Perspektive. In: Ethica 15, 2007, S. 115-143