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Die Philosophie der Osteopathie

Kommentar von Christian Hartmann

Hartmann, Christian
Erscheinungsjahr: 2019
CHF 47,90
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783957120090
Sprache: Deutsch
Umfang: 232
Format (T/L/B): 21.0 x 15.0 cm
Einband: Gebunden

Beschreibung

Dieses Buch entspricht Band II aus dem Sammelwerk "Das große Still-Kompendium"! Die Philosophie der Osteopathie ist das zweite Buch des amerikanischen Landarztes Andrew Taylor Still (1828–1917), dem Entdecker der Osteopathie. In ihm führt er erstmalig umfassender seine Ideen zu jener Form der Diagnose und Behandlung aus, die sich inzwischen zur weltweit drittstärksten komplementärmedizinische Richtung entwickelt hat. Still hatte dieses Buch nicht geschrieben, um Anerkennung in medizinischen oder akademischen Kreisen zu gewinnen. Es ging ihm ausschließlich darum, die Menschen in seinem engeren Umfeld zu erreichen und ihnen seine Ideen der Osteopathie näherzubringen. Diese Menschen, die „Grenzländer“ aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten, waren tief gläubig und häufig ohne jegliche schulische Ausbildung. Dafür verfügten sie über einen durch Naturbeobachtungen geschärften Instikt und einen einfachen aber für das Überleben essenziellen Pragmatismus. Entsprechend ist die Sprache in Die Philosophie der Osteopathie. Kraftvoll und bilderreich; selbstironisch und nachdenklich; belehrend und großherzig. Aber vor allem ist sie eines: Philosophisch! Letztlich geht es Still bei seiner Suche nach einer besseren Medizin um die großen Fragen des Lebens: Was ist Leben? Was ist der Mensch? Was ist Gott? Die ursprüngliche Osteopathie beginnt mit eben dieser primär philosophischen Haltung zur Welt und Stills Osteopathie emergiert aus dieser Haltung. Kein anders Werk in der Osteopathie-Geschichte bringt dies besser zum Ausdruck als Die Philosophie der Osteopathie.

Autorenportrait

Andrew Taylor Still (1828-1917) Frontier Land Die Osteopathie wurde vom amerikanischen Landarzt Andrew Taylor Still entdeckt. Als Sohn eines Methodistenpredigers war er nicht nur mit den Grundlagen der Seelsorge, sondern auch mit einfacher Volksmedizin vertraut. Die ersten Jahrzehnte seines Lebens verbrachte er in der völlig wilden Natur des Grenzlandes zum unberührten Westen. In dieser Zeit intensivster Naturbeobachtung eignete sich Still trotz rudimentärer Schulbildung ein einzigartiges funktionelles Anatomiewissen an. Rückschläge Nach der Rückkehr aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, in dem er eine aktive militärische und politische Rolle auf Seiten der Sklavereigegner ausübte, nahm sein Schicksal 1864 eine entscheidende Wende. Nachdem innerhalb weniger Tage drei seiner Kinder einer tödlichen Meningitisepidemie erlagen und kurz darauf auch ein viertes Kind trotz Konsultation der besten Ärzte und Seelsorger der Umgebung an einer Lungenentzündung verstarb, wandte sich Still enttäuscht von der „heroischen Medizin“ und sämtlichen religiösen Institutionen ab, um eine bessere Medizin zu finden. Er begann sich mit den geistigen Strömungen seiner Zeit zu beschäftigen: Transzendentalismus, Phrenologie, Mesmerismus, Magnetismus, aber auch mit dem Knochensetzen und der Medizinreligion der Shawnee-Indianer. Auch hochkomplexe philosophische Abhandlungen, wie jene von Herbert Spencer, dem Begründer der Evolutionstheorie, und die aktuellen Entwicklungen in der europäischen Medizin wurden von Still aufmerksam verfolgt. In dieser Zeit erwarb er sich zudem Kenntnisse im Bereich Mechanik und Elektrizitätslehre. Besonders umstritten war Stills offener Umgang mit dem Spiritismus. Seancen, ein indianisches Medium und die spätere Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge zeugen für sein breites Interesse auch in diesem Bereich. Was nur wenige Kritiker zur Kenntnis nehmen wollten: Bei seiner Suche legte der oft exzentrisch auftretende Still für die damalige Zeit strengste wissenschaftliche Maßstäbe an. Alles, was sich in der Praxis umsetzen ließ und allein seinen Patienten dienlich erschien, wurde in sein osteopathisches System integriert, der Rest wurde abgelehnt – und dies vollkommen unabhängig von gängigen Modeerscheinungen, Expertenmeinungen, Überlieferungen oder Fachliteratur. Still verkörperte damit das Idealbild eines neutralen Empirikers. Die osteopathische Philosophie Als Ergebnis seiner langen und intensiven Suche hatte Still eine neue Medizinphilosophie entdeckt, deren „Geburt“ Still auf den 22. Juni 1874 datierte: die Osteopathie. In ihrem Mittelpunkt stand die vollkommene Schöpfung als Ausdruck und Werk einer nicht zu benennenden höheren Instanz. Einzelne Strukturen und funktionelle Zusammenhänge zwischen und innerhalb von ihnen unterlagen harmonischen Gesetzmäßigkeiten. Diese Überzeugung übertrug Still auf den Mensch. In seinem Konzept des triune man (die dreifach differenzierte Einheit des Menschen), der Einheit aus Körper, Geist und Seele, erkannte er einen von der Schöpfung her vollkommenen Selbstheilungsmechanismus. Das optimale Funktionieren von „Gottes Apotheke“ hing dabei essentiell von unbehinderter Ver- und Entsorgung des Körpers mit Nervenkraft, Blut und Lymphflüssigkeit ab. Gab es eine Blockierung in diesen Bahnen, musste der Selbstheilungsmechanismus ins Stocken geraten und die betreffenden Organe erkrankten. Das Zentrum der peripheren Versorgung sah Still im Bereich der Wirbelsäule, weshalb er bei den meisten, auch internistischen Erkrankungen gezielt nach deplatzierten Wirbelkörpern suchte. Er ging davon aus, dass diese Fehlstellungen umliegende Nerven und Gefäße behinderten und versuchte sie mit weichen Manipulationen wieder in ihre individuelle Stellung zu bringen. Über die Manipulation eines Knochen (gr. osteon) wurde die Ver- und Entsorgung gesichert, der Selbstheilungsmechanismus konnte wieder greifen und das Leiden (gr. pathos) wurde positiv beeinflusst. Die Zuführung von Medikamenten betrachtete Still als Beweis für das mangelnde Vertrauen in die Fähigkeiten der Natur. Er lehnte deren Anwendung ebenso kategorisch ab wie vorschnelle operative Eingriffe. Nach Still war der Osteopath lediglich ein komplex denkender Mechaniker und die vollkommene Schöpfung der Heiler. Folglich ist der Osteopath niemals direkt für die Heilung verantwortlich, sondern Vermittler zwischen dem Patienten und dem freiem Wirken der Schöpfung. Späte Anerkennung Perfektioniert in seinen manuellen Fähigkeiten sowie ausgestattet mit enormem wissenschaftlichen Allgemeinwissen, tiefen spirituellen Lebenserfahrungen und unbeirrter Zielstrebigkeit sollte Still schließlich Mitte der 1870er-Jahre in Kirksville, Missouri, die verdiente Anerkennung erfahren. Aufgrund seiner Behandlungserfolge und der außergewöhnlichen Fähigkeit, sein immenses Universalwissen fast spielend funktionell zu vernetzen, breitete sich sein Ruf als „Wunderdoktor“ in der Umgebung rasch aus. Auf Drängen von Patienten und sogar einiger Mediziner gründete Still daraufhin 1892 im Alter von 64 Jahren in Kirksville die erste osteopathische Ausbildungsstätte der Welt, die American School of Osteopathy (ASO). Der beeindruckende Siegeszug der Osteopathie hatte begonnen. Die weitere Entwicklung Eine von American Medical Association 1910 initiierte staatliche Untersuchung sämtlicher medizinischer Ausbildungsstätten Amerikas sollte nur jenen Kandidaten weitere Zuschüsse sichern, die bei einer Evaluation gewisse Kriterien erfüllten. Dabei wurden die Standards der medizinischen Universitäten – einschließlich ihrer Materia medica und der Pharmakologie – als Grundlage verwendet. Der sogenannte Flexner-Report führte dazu, dass sich fast alle osteopathischen Colleges vom ursprünglichen Konzept Stills immer weiter entfernten, um ihr wirtschaftliches Überleben zu sichern. Hierin liegt die Ursache, warum manuellen Techniken bei den meisten Osteopathen in den Vereinigten Staaten kaum noch Bedeutung beigemessen wird. Weitaus fataler: Das Kernkonzept des triune man mit der Überzeugung eines vollkommenen und einer spirituellen Instanz untergeordneten Selbstheilungsmechanismus wurde aus der Osteopathie verdrängt. So driftete die Osteopathie unvermeidlich immer mehr Richtung allopathischer Medizin. Stills späte Jahre Um den Jahrhundertwechsel widmete sich Still wieder seinen Lieblingsbeschäftigungen: Naturbeobachtungen, innere Weiterentwicklung und geselliger geistiger Austausch. Verehrt von seinen Studenten und Patienten, entfremdete sich seine Fakultät mehr und mehr vom „Old Doctor“. Insbesondere seine beharrliche Ablehnung jeglicher Medikation und seine wieder aufgenommene Forschung im Bereich der Spiritualität stießen auf Unverständnis. Davon unbeirrt forschte Still vorurteilsfrei weiter und versuchte immer tiefer in die Geheimnisse der Osteopathie einzutauchen. 1917, über ein halbes Jahrhundert nach seinem Aufbruch als einfacher Landarzt, starb Still als Entdecker einer der bedeutendsten Medizinphilosophien in der Geschichte der Menschheit – der Osteopathie mit dem triune man als Teil einer vollkommenen Schöpfung im Mittelpunkt.

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