Beschreibung
Leben, laben, loben, lieben Einmal wollte ich am Computer das Wort leben eingeben und tippte aus Versehen laben. Das fand ich amüsant und experimentierte mit weiteren Varianten. Ich ersetzte das e mit o und erhielt loben. Durch Hinzufügen eines i ergab sich lieben und schließlich die Aneinanderreihung loben, lieben, leben, laben. Als ich das Ergebnis meiner banalen Spielerei betrachtete, entdeckte ich, dass mir der Zufall etwas mitgeteilt hatte. Sind es nicht Lob und Liebe, die das Leben nähren? Ich fragte mich, ob ich meinen Kindern gegenüber nicht zu geizig mit Lob und Liebe war. Das bedrückte mich. Ich weiß, wie wichtig beides ist, und doch geht im Alltagsstress viel Aufmerksamkeit verloren, und ich übersehe gelegentlich, was wirklich entscheidend ist. Immer, wenn ich das Gleichgewicht zu verlieren drohe, rufe ich mir diese Worte ins Gedächtnis - leben, laben, loben und lieben - und lasse sie mit dem Wind tanzen, auf dass sie wie der Löwenzahn ihren Samen in der Welt verbreiten.
Autorenportrait
Ki-Hyang Lee, geboren 1967 in Seoul, studierte Germanistik in Seoul, Würzburg und München. Sie lebt in München und arbeitet als Uni-Dozentin, Übersetzerin und Verlegerin.