Beschreibung
Der »Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens« (C.V.) wurde 1893 in Berlin gegründet. Sein Tätigkeitsschwerpunkt lag ursprünglich auf dem Gebiet des Rechtsschutzes gegen antisemitische Diskriminierungen. Eine zweite Säule seiner Arbeit war die Aufklärung der Nichtjuden über das »wahre Wesen« des Judentums. Johann Nicolai analysiert in diesem Band unter Auswertung der Moskauer Archivbestände die Entwicklung des Vereins von 1933 bis zu seiner Auflösung im Jahr 1938. Im Mittelpunkt der Studie steht die Frage, wie der Centralverein die Fortsetzung seiner Arbeit gegenüber seinen Mitgliedern begründete, obwohl im Nationalsozialismus die grundlegenden Bürgerrechte für die deutschen Juden, die er ursprünglich verteidigen wollte, nicht mehr gewährleistet waren. Ein besonderer Fokus liegt auf der Wandlung des Centralvereins nach den Nürnberger Gesetzen und der darauf erfolgten Umbenennung und Umstrukturierung. Wesentlicher Bestandteil ist auch die Auseinandersetzung mit der jüdischen Emigration nach Übersee. Nicolai zeigt auf, dass es bis tief in die 1930er-Jahre hinein starke Spannungen im deutschen Judentum gab.
Autorenportrait
Johann Nicolai, Dr. phil., studierte von 2000 bis 2009 Judaistik, Philosophie und Religionswissenschaft in Berlin, Jerusalem und Baltimore. Im ersten Halbjahr 2010 war er Praktikant in der Wiener Library in London, was eine wichtige Grundlage für sein Promotionsvorhaben wurde. Von 2011 bis 2014 entstand an der Universität Potsdam seine Dissertation über den Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens in den Jahren 1933 bis 1938.