Ein Museum, durch das das Leben rauscht: Rachel Zuckers buchlanger Gedichtzyklus lotst uns so lebhaft wie schonungslos durch die Stromschnellen ihrer Erfahrungen als Frau, Autorin, Jüdin, Ehefrau und Mutter im New York der Nullerjahre. Kinder haben, Fehlschläge auf dem Weg dahin, gesellschaftliche und gesundheitliche Defizite, das Handhaben der so wunderbaren wie komplizierten Daseinsform Familie und nicht zuletzt die Liebe: Rachel Zucker nimmt uns mit in ihre eigenen banalen wie illustren Zufälle und Unfälle, die ihr selbst zugestoßen sind. Und so pulsieren die Gedichte auf Basis ganz real verschlingender Nöte, aber funken doch auch Schönheit und funkeln in ihrer alerten Leidenschaft vor Humor und tatsächlich auch durch ihre Lakonie. Es geht diesem Museum nicht darum, die Dramatik des Alltags vornehm künstlerisch zu präparieren, sondern die Zumutungen und eigenen Neurosen unverstellt in Poesie zu übersetzen. Nichts ist zu gering und alles attackiert. Und wird von Zucker geschmeidig in immer neue Form gebracht. Aufmüpfig und hochsensibel, fintenreich und schnippisch, als autofiktionales Arrangement oder experimentell verspieltes Schlaglicht.

Rachel Zucker, geboren 1971 in New York City, hat neben ihrer Lyrik und Prosa auch das Memoir MOTHERs und zusammen mit Arielle Greenberg den lyrischen Essay Home/Birth veröffentlicht. Zuletzt erschien mit SoundMachine ein weiterer Band, der Poesie, Sachtext und Memoir verschränkt. Museum of Accidents war in der Auswahl für den National Book Critics Circle Award und wurde von Publishers Weekly zu einem der besten Gedichtbände des Jahres gekürt. Zusammen mit Arielle Greenberg ist Zucker Herausgeberin der Anthologien Starting Today: 100 Poems for Obama's First 100 Days und Women Poets on Mentorship: Efforts and Affections. Sie ist Gründerin und Host des Podcasts Commonplace: Conversations with Poets (and Other People). Eine Reihe von Vorträgen über die Überschneidung von Autofiktion, Poesie, Ethos und Ungehorsam sollen als Sammlung mit dem Titel The Poetics of Wrongness erscheinen. Zucker unterrichtet derzeit Lyrik an der New York University und ist zudem als Doula tätig.