Beschreibung
In Lehrerzimmern beliebt: Der behagliche Grusel, dass am Gymnasium so viele Kinder und Jugendliche weder richtig schreiben noch angemessen sich ausdrücken können. Selten kommt jemand auf den Gedanken, dass Schüler*innen so schreiben und sprechen, wie sie es an einem Ort beigebracht kriegen, wo Bescheidwissen, Selbststeuerung und Leistungsvergleich höchste Priorität haben.
Der Autor resümiert nach vierzig Jahren am Gymnasium: Erstens, pädagogischer Gestaltungsspielraum ist bürokratisch reguliert und erschöpft sich in Umsetzungsmodalitäten. Zweitens, Eigensinn und die längst vergessene docta ignorantia könnten immerhin geringfügige Gegenkräfte freisetzen. Dass es zu einem solchen Resümee kritischer Reflexion bedarf, steht außer Frage.
Diese Zwischenbemerkung ist weder wohlmeinender Ratschlag eines in Ehren Ergrauten, noch die Abrechnung eines grumpy old man, der sich seit je unverstanden fühlt. Sie spürt vielmehr dem Plappermodus schulischer Verrichtungen nach.
Ausgehend von seinen schulischen Erfahrungen, seit er 1962 als Bildungsreserve ins Gymnasium eingerückt ist, reflektiert er das technizistische Sprachverständnis in Unterricht und Administration sowie dessen Scheitern an den Sinn stiftenden Ambivalenzen realer Sprache. Untersucht werden dazu Bildungsideale und -alltag.
Gegenstände ausführlicherer Betrachtung sind Begriffe wie Macht, Vergleich oder Mitte der Gesellschaft im schulischen Kontext. Dass auch wirtschaftliche Zusammenhänge zur Sprache kommen, ist unvermeidlich.
Die Zwischenbemerkung folgt dem Prinzip des Mäanders. Wenn der Autor zuweilen vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt, ist dies nicht Ausdruck mangelnder Stringenz, sondern Absicht. Oft genug entspringt strikt methodisches Vorgehen dem Wunsch, Zusammenhänge zu ignorieren.
Wer praktische Tipps sucht, sollte von der Anschaffung des Buches absehen.