Beschreibung
Ungeahnte Möglichkeiten für eine interdisziplinäre Neurorehabilitation! Dieses Buch beschreibt Restitutionsmechanismen nach Hirnschädigung und die Möglichkeiten, diese Prozesse durch Therapie oder Training zu beeinflussen. Unkritische Äußerungen wie Einmal Läsion, immer gestört oder Nach sechs Monaten ist keine weitere Wiederherstellung zu erwarten, werden dementiert und durch realistische Informationen ersetzt. Schwarzmalerei und therapeutischer Nihilismus sind Vergangenheit. Neue Erkenntnisse in der Plastizität des Gehirns rechtfertigen ein positives Denkklima. Wiederherstellung nach Hirnschädigung ist kein Evidence-based Rezeptbuch, bietet aber Gedanken und Anregungen, die der konkreten, individuell ausgerichteten Behandlung zugrunde gelegt werden können. Unsere heutigen Kenntnisse über die Plastizität des Gehirns und das Lernen bieten ungeahnte Möglichkeiten für die Wiederherstellung nach Hirnschädigung. Das Buch ist für alle geschrieben, die mit Patienten mit Hirnschädigung arbeiten: Mediziner, Physio-/Logo-/Ergotherapeuten, Psychologen und spezialisierte Fachpflegekräfte in Krankenhäusern, Reha-Zentren, Pflegeheimen und auch in der Grundversorgung. In Deutschland leben über eine Million Menschen mit deutlich erkennbaren Folgen einer geringfügigen bis schwerwiegenden Hirnschädigung. Diese Tatsache rechtfertigt eine breite Aufmerksamkeit für die Neurorehabilitation innerhalb der verschiedenen medizinischen, paramedizinischen und psychologischen Fachausbildungen, wie sie dieses Buch bietet. Dieses Buch beschreibt Restitutionsmechanismen nach Hirnschädigung und die Möglichkeiten, diese Prozesse durch Therapie oder Training zu beeinflussen. Unkritische Äußerungen wie Einmal Läsion, immer gestört oder Nach sechs Monaten ist keine weitere Wiederherstellung zu erwarten, werden dementiert und durch realistische Informationen ersetzt. Schwarzmalerei und therapeutischer Nihilismus sind Vergangenheit. Neue Erkenntnisse in der Plastizität des Gehirns rechtfertigen ein positives Denkklima. Wir wollen das vorliegende Buch mit einem einzigen Satz pro Kapitel zusammenfassen: Etwa seit dem Jahr 2000 zeichnet sich im Denken und in der Haltung der Neurorehabilitation eine Wende ab (Kap. 1). Stark veränderte neurowissenschaftliche Einsichten gewinnen zunehmend Einfluss auf das Denken und Handeln in der Neurorehabilitation (Kap. 2). Das Gehirn ist plastischer als bislang vermutet: Plastizität findet sich überall und ist lebenslang (Kap. 3). Restitutionen nach Hirnschädigungen beruhen auf neuralen und/oder funktionalen Reorganisationen, die mit Hilfe von Interventionen steuerbar sind (Kap. 4). Interventionen auf dem Gebiet der Neurorehabilitation basieren wesentlich auf den Grundsätzen von Lernen und Gedächtnis (Kap. 5). Theorien über motorisches Lernen inspirieren zum Einsatz neuer Methoden in der motorischen Rehabilitation (Kap. 6). Auch hirnorganisch bedingte Verhaltensstörungen reagieren günstig auf gezielte Interventionen (Kap. 7). Der empirische Zyklus hilft dabei, die komplexe Problematik des Patienten systematisch anzugehen (Kap. 8). Es gibt nicht die eine überlegene Methode: das Arsenal an möglichen Interventionen und Grundsätzen ist immens (Kap. 9). Gut geplante, störungszentrierte Interventionen können außerordentlich effektiv sein und zu einer entscheidenden Verbesserung der Lebensqualität des Patienten mit Hirnläsion beitragen (Kap. 10). Für jeden Patienten kann ein individuelles Behandlungsprogramm aufgestellt werden (Kap. 11). Die Messung der Effekte von Interventionen ist nicht nur notwendig, sondern glücklicherweise auch gut möglich (Kap. 12)
Autorenportrait
Ben van Cranenburgh studierte Medizin in Amsterdam und arbeitete danach sieben Jahre als wissenschaftlicher Forscher am Niederländischen Zentralinstitut für Hirnforschung (jetzt Institut für Neurowissenschaften). Von Anfang an hatte van Cranenburgh ein spezielles Interesse für Unterricht und Ausbildung. 1973 promovierte er über ein neurophysiologisches Thema: die Art der neuronalen Feuerungsmuster in diversen Hirngebieten. In den darauf folgenden Jahren beschäftigte van Cranenburgh sich vor allem mit der Entwicklung und Erneuerung des Unterrichts an der Hochschule für Physiotherapie. In diesem Rahmen publizierte er in 1980 das visuell-didaktisch aufgebaute Buch Schemas Physiologie, das in den nächsten Jahren erheblich ausgebreitet wurde. Im Rehabilitationszentrum Amsterdam leitete van Cranenburgh klinische Untersuchungen nach neuropsychologischen Funktionsstörungen bei Schlaganfall-Patienten.??1987 errichte er das Institut für angewandte Neurowissenschaften, die Stiftung ITON in Haarlem. Bis heute arbeitet er dort. Ab 2010 arbeitete die Stiftung ITON zusammen mit der Fakultät Bewegungswissenschaften der Freien Universität von Amsterdam. Das ITON hat zum Ziel, neurowissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln, die eine praktische Anwendung haben könnten in diversen Gebieten: Rehabilitation, Therapie, Sport, Musik und Unterricht. Ein Kernaktivität des ITON ist die jährliche Ausbildung Neurorehabilitation (2 x 9 Tage: Teil 1: Problemanalyse; Teil 2: Neuro-Intervention). Diese Ausbildung ist geeignet für jede Disziplin, die sich mit Patienten mit Hirnschädigung (Schlaganfall, Trauma) beschäftigt. In mehr als 80 Instituten in den Niederlanden (Krankenhaus, Reha-Zentrum, Pflegeheim, Institute für geistig Behinderte) wird diese Ausbildung auch intern ausgeübt. ??Ein anderes Kernthema ist der chronische Schmerz. Auch diesbezüglich werden Ausbildungen angeboten, für Einzelpersonen oder Schmerz-Teams. ?Van Cranenburgh entwickelte viele praktisch brauchbare Denkmodelle, mit denen man systematisch eine Problemanalyse und einen Behandlungsentwurf für die Behandlung nach Hirnschädigung und chronischer Schmerzen steuern kann.??1996 erschien der erste Teil Neurowissenschaften der Serie Angewandte Neurowissenschaften. In den Jahren danach folgten Teil 2 Neuropsychologie, Teil 3 Schmerz. Teil 4 Neurorehabilitation wurde auch in Deutsch übersetzt (dieses Buch). Neue aktualisierte Editionen erschienen in 2014. Diese Bücher werden intensiv verwendet bei diversen Ausbildungen (Hochschule, Universität) und in der Rehabilitations-Praxis. ??Daneben publiziert van Cranenburgh Übersichtsartikel für Tätige im Gesundheitswesen und Informationsmaterial für Patienten zu verschiedenen Themen, u. a. Schmerz (dtsch. Übersetzung Schmerz - warum, zus. mit Karin Brügger, Hippocampus 2013), Folgen von Hirnschädigung (dtsch. Leben nach Hirnschädigung, Hippocampus 2014), Plastizität und Restitution, motorisches Lernen, Musik und Gehirn, Neurorehabilitation in der Grundversorgung.??Ben van Cranenburgh wohnt in der Schweiz (Thun) und gibt auch dort und in Deutschland Kurse und Vorlesungen, aber arbeitet vor allem in den Niederlanden. Er ist aktiv Sportler (Eislauf, Tennis, Bergsport) und Musiker (Klarinette, Klavier und Bratsche). Die eigenen Erfahrungen im Sport- und Musikbereich spielen für ihn eine wichtige Rolle für das Erkennen und Verstehen der Verbindung zwischen Gehirn und Verhalten.