Beschreibung
Seit Jahrhunderten haben die drei Werke von Publius Vergilius Maro (70-19 v.Chr.), die Hirtengedichte, die Georgica und insbesondere seine Aeneis, die Leser berührt und die Künstler zu Bilderfindungen seiner Werke angeregt. Mosaike schon aus der Antike, illustrierte Handschriften, Gemälde der großen Meister der Renaissance und des Barock, die weltweit in berühmten Museen zu sehen sind, geben Zeugnis von der Wertschätzung seiner Werke durch bildende Künstler.
Seit der Erfindung des Buchdrucks dienten Vergils Texte zahlreichen Zeichnern und Stechern als Vorlage für Holzschnitte, Radierungen und Kupferstiche. Die Flucht und die Irrfahrten des Trojaners Aeneas nach dem Verlust der Heimatstadt über das Meer nach Westen in das ›Abendland‹, zumal die kurze Romanze mit der Königin Dido in Karthago, boten vielfältige Möglichkeiten der künstlerischen Umsetzung. Sein nachfolgender Sieg über die Latiner in Italien und die Verbindung mit ihnen schufen die Voraussetzungen zur Gründung des römischen Imperiums. In Deutschland veröffentlichte Sebastian Brant 1502 die erste große illustrierte Vergil-Ausgabe mit über 200 Holzschnitten ('Straßburger Vergil'). In London wurde etwa 150 Jahre später von John Ogilby ein monumentaler Bildband mit über 100 Radierungen vorgelegt ('Londoner Vergil'). In Nürnberg waren es der Maler und Arzt Georg Jacob Lang und der Kupferstecher Georg Christoph Eimmart, welche 1688 die Aeneis mit 51 Radierungen illustrierten und drucken ließen ('Nürnberger Vergil').
Der Augsburger Goldschmied Johann Andreas Thelot (1655-1734) wurde nicht nur schon zu Lebzeiten durch seine grandiosen Schöpfungen von Silberarbeiten in ganz Europa berühmt, sondern erregte auch durch eine Vielzahl von Kupfern das Interesse der Kenner und Sammler. Der hier vorgelegte Band zeigt erstmals seit über 300 Jahren seine Bilderfindungen und alle 24 Radierungen zu den ersten vier Büchern der Aeneis ('Augsburger Vergil', 17./18. Jh.) aus einer privaten Sammlung.
Von den vier genannten illustrierten Vergil-Ausgaben (1502 und 1658) oder Bilderbüchern zur Aeneis (1688 und das von Thelot) existieren heute nur noch wenige Exemplare, besonders geschützt in wenigen Staats- und Universitätsbibliotheken in Europa und den USA. Diese fast unbekannten Schätze wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist das Motiv eines privaten Besitzers der Originale, nach dem im Jahre 2011 erschienenen Bildband des 'Nürnberger Vergil' nun auch die wunderbaren Arbeiten Thelots unter dem Titel 'Der Augsburger Vergil' zu publizieren. Diesen beiden bisher erschienenen Bildbänden sollen in gleicher Aufmachung weitere Veröffentlichungen zu Vergil-Illustrationen vergangener Jahrhunderte folgen.