Beschreibung
zahlr. Farb-Abb.
Ir/reversible Bilder ist eine Auseinandersetzung mit den Grenzen der Darstellbarkeit von sexueller Gewalt in den technischen Bildmedien. Diese
Grenzen werden gleich zu Beginn des Buchs anhand des Dokumentarfilms RAW DEAL [USA 2001] ausgelotet, denn die Videoaufnahme einer sexuellen Grenzüberschreitung wird in dem Film sowohl als Beleg für sexuelle Gewalt als auch als Beleg für freiwilligen [gewalttätigen] Sex herangezogen. Anhand einer Fülle an Spielfilmen, die sowohl Gerichtsfilme als auch Sozialdramen oder Rape-Revenge-Filme umfassen, wird gezeigt, dass thematische Setzungen und ästhetische Darstellungen der sexuellen Gewalt sich gegenseitig konstituieren und ein normiertes Wissen über sexuelle Gewalt produzieren.
Dieses Wissen gründet auf einer spezifischen audio-visuellen Codierung der Betroffenen, die beispielsweise die Visualität [der Betroffenen] mit Schuld und die Unscheinbarkeit [der Täter] mit der Negation von Schuld verknüpft. Das Wissen über sexuelle Gewalt wird des Weiteren über Inszenierungen der Erinnerung und Erfahrung der Beteiligten, ihres Zeugenstatus und ihrer Glaubwürdigkeit sowie die immer expliziter werdenden Darstellungen der Gewalt hergestellt.
Sogar in dokumentarischen Formaten wie der forensischen Fotografie oder der Fernsehreportage stellen sich Objektivität oder Authentizität als Repräsentationsstrategien einer geschlechterhierarchischen Perspektive heraus.
Aber nicht alle Darstellungen der sexuellen Gewalt folgen der narrativen und ästhetischen Norm. An den Beispielen des Dokumentarfilms IN HARM’S WAY und des Fotografie-Projekts 'Project Unbreakable' wird am Ende der Studie deutlich, wie andere Bild-Text-Relationen und eine Verschiebung des Sichtbarkeitsregimes eine Irritation der vergeschlechtlichten Gewaltverhältnisse ermöglichen.