Beschreibung
Die Verwendung von bewegten Bildern aus zweiter Hand ist im Zeitalter der digitalen Reproduktionstechniken alltäglich geworden, geboren wurde sie jedoch aus der Filmmontage. Als entschiedener Gestus und künstlerische Praxis rührt die materielle Aneignung von jeher an die Frage der ästhetischen und epistemischen Kraft des Films. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit Formen einer zeitgenössischen Archivkunst, die jeweils als ein zwar auf die Vergangenheit bezogener, doch gegenwärtiger Akt des Lesens, Umgestaltens oder Einverleibens verstanden werden können. Der Archivkunstfilm, ob in der avantgardistischen Tradition des Found Footage oder in seiner Ausprägung der essayistischen Kompilation, zielt durch Wiederholung immer auf Veränderung, Neubearbeitung, Umschrift, Arrangement und deshalb jedenfalls auf die Originalität des neu vermittelten Sehens und Hörens. Ausgehend von einem prozeßorientierten Archivbegriff fördert diese Untersuchung an exemplarischen Analysen von Werken aus der Film- und Medienkunst die vielfältige Dynamik von Sekundärbearbeitungen zutage. Kino aus zweiter Hand ist ein Beitrag zur aktuellen film- und bildwissenschaftlichen Diskussion, der neue Konfigurationen sowohl in Bezug auf die Verschiebung von Formen und Bedeutungen wie auch innerhalb eines Wandels von Dispositiven zu fassen sucht.