Beschreibung
Der DDR-Diktatur ist es gelungen, auch nach ihrem Untergang das öffentliche Gedächtnis im Hinblick auf die Geschichte des literarischen Schaffens zu beeinflussen. Das bekannte Bild, das zu DDR-Zeiten vorherrschte, war das von den "staatstragenden" Künstlern und deren "Kontrapunkten", den kritischen, aber trotzdem loyalen Autorinnen und Autoren, die oft auch im Westen berühmt wurden. Ein sehr geschöntes Bild, denn in Wahrheit ist dies nur der zugelassene Teil der Literaturgeschichte - bestimmte Stoffe und Ästhetiken, ja, alles wirklich Nonkonforme, Experimentelle, Widerständige wurde konsequent behindert, unterdrückt, verfolgt, verschwiegen, abgelegt und weggesperrt. Ines Geipel und Joachim Walther erzählen detail- und kenntnisreich von dieser Seite des literarischen Lebens, wo Menschen trotz lebensgefährlicher Konsequenzen für die Freiheit des Wortes einstanden. In der Neuauflage erweitert um ein Kapitel zur Rezeptionsgeschichte der Unveröffentlichten und ihrer Werke nach 1989.
Autorenportrait
Joachim Walther (1943-2020) wurde in Chemnitz geboren und arbeitete 1968-1983 als Lektor, Herausgeber und Redakteur, sah sich aber ab 1983 aus politischen Gründen gezwungen, als freier Schriftsteller zu leben. Von ihm erschienen u. a. Romane (zuletzt "Himmelsbrück", 2009), Erzählungen und Hörspiele. Seine Studie "Sicherungsbereich Literatur - Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik" (1995) wurde zum Standardwerk. Zusammen mit Ines Geipel gab er bei der Büchergilde Gutenberg in der Reihe "Die Verschwiegene Bibliothek" Werke ostdeutscher Autorinnen und Autoren heraus. Vor seinem zu frühen Tod erschien zuletzt eine Sammlung seiner Publizistik zwischen 1970 und 2013 unter dem Titel "Das Blöken der Wölfe" (2017).