Beschreibung
In seinem jüngsten Roman, „Die tapfersten der Söhne“, erzählt der seit vielen Jahren auch in Deutschland bekannte australische Autor, David Malouf, in anrührend-schlichten Worten eine Geschichte von Verlust und Trauer, Wut und Ohnmacht, die uns nur vordergründig in die Antike führt. Er beschäftigt sich ebenso mit zutiefst menschlichen Themen – dem Alter und der Würde, der Einsamkeit und dem Lebenssinn und mit dem Hinauswachsen über das eigene Ich. Er bedient sich des 24. Gesangs der Ilias von Homer, in dem der alte König Priamos, König von Troja, sich zu Achill begibt, dem berühmten, unverwundbaren Heros der Griechen, und ihn um die Herausgabe des Leichnams seines Sohnes Hektor bittet. Achill hat aus Schmerz über den Tod seines besten Freundes und Vetters Patroklos, der durch Hektors Hand fiel, diesen getötet und seinen Leichnam danach geschändet. Nun will Priamos zum griechischen Feldlager und seinen Sohn auslösen, obwohl alle in der Stadt dieses Vorhaben für selbstmörderisch halten. Auf seinem Weg dorthin begleitet ihn Somax, ein einfacher Fuhrmann, in dessen von zwei Maultieren gezogenen Wagen das Lösegeld für Hektor verstaut ist.
Durch Somax – eine von David Malouf wunderbar erdichtete Figur und Repräsentant des einfachen Volkes, das bei Homer nur selten erwähnt wird – bekommt Priamos zum ersten Mal Kontakt mit einem seiner Untertanen. Durch Somax lernt er die Welt außerhalb seines Palastes kennen und erfährt von Angesicht zu Angesicht von den Freuden und Kümmernissen seines Volkes.
Beide Männer verbindet der Verlust ihrer Söhne, wobei Somax’ zärtliche Erinnerungen diesem ein Trost sind, wohingegen Priamos keinen sehr innigen Kontakt zu seinen Söhnen hatte. Endlich kommt es zur Begegnung mit Achill. Wie schon bei Homer, können beide ihre Wut- und Rachegefühle überwinden und Mitgefühl für den Verlust des jeweils anderen aufbringen. Priamos darf Hektors Leichnam freikaufen und den Riten entsprechend beerdigen.
Maloufs Roman war auf der Shortlist des International IMPAC Dublin Literary Award 2011, des höchstdotierten internationalen Literaturpreises für ein einzelnes Werk.
Autorenportrait
David Malouf, geboren 1934 in Brisbane, Australien, arbeitete viele Jahre als Lehrer in London. Von 1968 bis 1978 war er Lektor für englische Sprache an der University of Sidney. Malouf schreibt Lyrik, Libretti, Erzählungen und Romane. Seine Bücher wurden u.a. mit dem Commonwealth Writers Prize, dem Prix Femina Étranger und dem IMPAC Award ausgezeichnet. In deutscher Sprache erschienen u.a. die Romane „Jenseits von Babylon“, „Die Nachtwache am Curlow Creek“ und „Südlicher Himmel“. David Malouf lebt in Sidney.