Beschreibung
Durch die Darstellungen in Massenmedien und andauernde juristische Verfahren verengt sich das Bild der Bewegungen der Siebzigerjahre stark auf einen Konflikt: Rote Armee Fraktion (RAF) contra Staat, gelegentlich noch: die wild bewegte Jugend des heute geläuterten Staatsmannes und zukünftigen Wirtschaftsberaters. So wird die Geschichte antiautoritärer und alternativer sozialer Bewegungen marginalisiert, die für heutige Auseinandersetzungen um eine Gesellschaft ohne Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg noch etwas beizutragen haben. Wie die Graswurzelrevolution in Auseinandersetzungen mit bestehenden Herrschaftsstrukturen, aber auch gegen eine Politik der Militarisierung revolutionärer Bewegungen und leninistische Parteimodelle eine Programmatik gewaltloser Revolution in den sozialen Bewegungen der Siebzigerjahre entwickelt hat, welche internationalen Einflüsse aufgenommen wurden - das wird in den Erinnerungen Johann Bauers in diesem Buch nicht ohne humorvolle Spitzen und selbstkritische Passagen erzählt.Eine Kultur gewaltloser direkter Aktionen zivilen Ungehorsams musste gegen ein ganz anderes Macht- und Politikverständnis begründet werden. Dies geschah beispielsweise in den hier dokumentierten programmatischen Texten: "Was heißt Graswurzelrevolution?" (1974) und "Feldzüge für ein sauberes Deutschland", der politischen Erklärung Gewaltfreier Aktionsgruppen in der BRD zu Terrorismus und Repression am Beispiel der "Mescalero"-Affäre 1977.Emanzipatorische, feministische und ökologische Gruppen führten aus kleinen Anfängen vor allem durch die tatsächliche Massenaktionsbewegung gegen Atomenergie Ende der Siebzigerjahre zur Durchsetzung neuer Fragen, neuer Formen der Selbstorganisation, zum Zerfall der autoritären Konzepte, aber auch zur Bildung neuer Parteiillusionen.