Beschreibung
In der Geschichte des europäischen Jazz war Eddie Rosner (1910 - 1976) eine Ausnahmegestalt. In Berlin machte er bereits in jungen Jahren als Mitglied der "Weintraub Syncopators" Karriere. Als Jude in Deutschland ab 1933 nicht mehr sicher, führte ihn ein unruhiges Leben durch ganz Europa. 1939 landete er schließlich in der Sowjetunion, wo er als "Westimport" im Zweiten Weltkrieg schnell zu einem Superstar mit eigenem Jazzorchester wurde. Nach Kriegsende wurde er jedoch als Verräter gebrandmarkt und zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt. Aber auch als Gulag-Häftling machte Rosner Musik und konnte nach Stalins Tod in Moskau an seinen alten Ruhm anknüpfen, bis er schließlich 1973 nach (West-)Berlin zurückkehrte. Rosners Charisma, seine Energie und die Liebe zur Musik ließen ihn zwei Diktaturen überstehen. Sein Lebensweg, der in Berlin begann und endete, hat paradigmatische Bedeutung für das 20. Jahrhundert und dessen Migrationsgeschichte.
Autorenportrait
Gertrud Pickhan, Prof. Dr., Studium der Geschichte, Slawistik und Erziehungswissenschaften in Münster, Wien und Hamburg. Seit 2003 ist sie als Professorin an der FU Berlin tätig und forscht über die historische Kulturlandschaft Ost- und Ostmitteleuropas. Maximilian Preisler, Studium der Amerikanistik und Politologie in Frankfurt am Main. Freier Journalist und Autor, Schwerpunkte Musik und Literatur.