Beschreibung
Als ein 'Tagebuch der Enttäuschungen' bezeichnete Annette Kolb 'Zarastro', den Rechenschaftsbericht über ihr Schweizer Exil, in welches sie 1917 trotz Auslandsreiseverbotes flüchten konnte. Fand sie während ihrer 'westlichen Tage' dort zwar einen Kreis Gleichgesinnter wie Hermann Hesse, Harry Graf Kessler, René Schickele oder Carl Sternheim, war die Schweiz 'wie ein herrlicher, aber auch für mich nach allen Seiten hin verbarrikadierter Garten'. Sie entwarf ein Bild von einer politischen und kulturellen Elite, die einen erneuten Rückfall in Krieg und Kulturbarbarei verhindern würde. Diese Vorstellung blieb illusionistisch. 1919 kehrte sie nach Deutschland zurück, musste es 1933 jedoch wieder verlassen. In 'Memento' erinnert sie sich an ihren abenteuerlichen Weg von Badenweiler nach Amerika: Erinnerungen an kleine Dinge, an Menschen, an das Abenteuer des Fortgehens und an das größere der Heimkehr. Und hinter allem steht, fühlbar und übermächtig, die Frage nach dem Sinn des Überlebens.
Autorenportrait
Annette Kolb wurde 1870 als Tochter eines bayerischen Gartenbauarchitekten und einer französischen Pianistin in München geboren. Dort verbrachte sie auch ihre Jugend, wobei sie als 'Tochter zweier Vaterländer' (Carl J. Burckhardt) schon früh die schwierigen politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich miterlebte. Als engagierte Pazifistin ging sie während des Ersten Weltkrieges in die Schweiz, kehrte jedoch 1919 zurück. Während der Weimarer Republik eine viel gefragte und erfolgreiche Autorin, emigrierte sie 1933 zunächst nach Paris, dann nach New York. Nach 1945 lebte sie in Paris, Badenweiler und München, wo sie 1967 starb. Neben zahlreichen Essays und Aufsätzen schrieb Annette Kolb Romane, oft mit stark autobiographischen Zügen, wie 'Das Exemplar' (1913), 'Daphne Herbst' (1928) und 'Die Schaukel' (1934). Sie erhielt zahllose späte Ehrungen, so den Kunstpreis für Literatur der Stadt München (1951), und den Orden pour le mérite (1966).