Beschreibung
Bewegung ist ein spezifischer Modus der Sinnstiftung. Sie ist das Medium, mit dem und über das der Mensch die Welt erfasst. Doch erst die modernen Naturwissenschaften und die Technik verstehen Bewegung nicht mehr als grundlegendes Prinzip einer göttlichen Ordnung, sondern als Tatsache: als einen beobachtbaren, messbaren, schriftlich und bildlich fixierbaren Sachverhalt. Bewegung und mithin Veränderungen sind in der modernen Welt nur mehr Kategorien der Mach- und der Gestaltbarkeit, selbst die Entdeckung von Neuem wird als planbar erachtet.Unbeachtet bleibt heute zumeist, dass selbst vollkommene materielle Befriedigung nicht zum Verschwinden derjenigen grundlegenden Sehnsucht führt, die das Grundmovens des Menschen zu bilden scheint. Sehnsucht, der Urgrund des Menschen, ist ein beständig in Bewegung befindliches, fliehendes Denken, das zwar Ziele, aber keine Ankunft kennt. Nicht von ungefähr charakterisiert Jens Badura in der 29. Ausgabe des "blauen reiters" die Situation des modernen Menschen als ein "Nicht-mehr-hier und Noch-nicht-dort" und beschreibt Hartmut Böhme die Gegenwart als seine Zeit, "in der alles möglich ist, aber nichts mehr geht". Um den allenthalben geforderten Aufbruch ins Neue zu meistern, ist, so Ottmar Ette, ein "Denken in und aus der Bewegung" erforderlich.