Beschreibung
Dieses Buch handelt von einem Menschen, der gründlicher vergessen wurde, als die meisten Menschen mit denen er täglich Umgang hatte. Kein Stadtführer verweist auf sein Grab oder erzählt aus seinem Leben, obwohl seinen Namen jeder kennt, der sich für eine der glanzvollsten Epochen der deutschen Geistesgeschichte interessiert, für jene Epoche, deren normsetzende Bedeutung schon im Begriff der Klassik enthalten ist. Freilich kennt man seinen Namen als den Namen seiner Frau, und dass sie seine Frau war, vergisst man auch sehr schnell, weil man nur deswegen von ihr spricht, weil sie von einem übermächtigen Johann Wolfgang Goethe vereinnahmt wurde, der dem Ort des Geschehens so sehr seinen Stempel aufdrückte, wie kaum ein anderer Mensch. Josias von Stein erscheint erstmalig in einem völlig neuen Licht. Der Stallmeister am Musenhof in Weimar war ein auf Grund seiner Ausbildung kultivierter Mensch, dem Bildung allerdings nicht viel bedeutete. Allein die Feststellung, dass er in einer platonischen Beziehung seiner Frau zu Goethe keine Beeinträchtigung seiner Besitzrechte sah, schließt von vornherein aus, dass man es hier mit einem naiven, d.h. auch instinktgesteuerten Trottel zu tun hat.