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Augenflug

Böhringer, Hannes / Georgen, Theresa / Hanfeld, Folke / Raulff, Ulrich / Weidle, Barbara
Erscheinungsjahr: 1999
CHF 36,70
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783931135430
Sprache: Deutsch
Umfang: 64
Format (T/L/B): 25.0 x 17.0 cm

Beschreibung

Die in Berlin lebende japanische Künstlerin Nanaé Suzuki beschäftigt sich in ihrer malerischen wie plastischen Arbeit mit der Vogelperspektive, genauer gesagt mit teilweise imaginären Stadtarchitekturen, die von oben gesehen und auf den Kopf gestellt werden. In diesen Stadtansichten entfallen die Fluchtpunkte der abendländischen Zentralperspektive, und es erscheint eine nie gesehene Stadtlandschaft, in der eine ganz neue Ordnung herrscht. Denn hier werden die Gegensatzpaare wie etwa oben-unten, nah-fern und konvex-konkav vertauscht. Als Besucher einer dieser Städte kann man von einer Gasse zur anderen flanieren oder sich in einen Hof verlaufen und über den fremdartigen Baustil und die merkwürdigen Ecken einzelner Bauten nachdenken. Nanaé Suzuki wurde 1947 in Kanazawa, Japan, geboren. Sie studierte an der staatlichen Hochschule der Künste Tokio. 1977 siedelte sie nach Europa über und lebt und arbeitet seit 1981 in Berlin. _________________________ Das Dach ist ein Hut auf dem Haus. Es hütet sein Inneres. Auch wenn das Dach zum Schluß aufgesetzt wird, die Hut steht am Anfang, das Dach ist das Erste, das Fundament des Hauses. Verkehrte Welt. Das Haus steht Kopf. Das fundamentale Dach ist konvex und konkav, Mütze und Tüte, Hut und Wiege. Es wiegt mich und wiegt dabei nicht viel. Schwerelos ist es geworden. Sein Grund ist der Himmel. Das Dach verdeckt ihn nicht mehr. Mit einem Dach unter dem Kopf kann man gut schlafen. Hannes Böhringer: Das Dach __________________________ Der Blick aus großer Höhe nach unten kann schwindelerregend sein. Wird man vom Schwindel ergriffen, verkehrt sich die Welt, die Füße scheinen sich vom Boden zu lösen, und ein unabweisbares Gefühl zieht einen nach unten. Solche Inszenierungen gehören mit zu den eindrucksvollsten Szenen in Filmen von Hitchcock. In »Vertigo« sind es die Szenen, in denen die Hauptfigur Scottie Ferquson von Höhenangst ergriffen wird und sich rettungslos dem Schwindel ergeben muß. Der Blick des ehemaligen Kriminalbeamten Ferquson (James Stewart) hat die Fähigkeit des kontrollierenden Überblicks verloren. Das Treppenhaus des Turmes in »Vertigo«, in das Ferquson schwindelnd hinunter schaut, läßt Hitchock durch einen doppelten Kameraeffekt, Dolly und Zoom , der eine rückwärtige Kamerafahrt mit einem Zoom nach vorn verbindet, sich entfernen und gleichzeitig wie im Sog sich nähern. Die Serie »Gesichter«, kleinformatige Aquarelle von 1997-1998, zeigt Analogien zum schwindelnden Blick der Hitchcock-Figur. Es gibt eine Korrespondenz zwischen dem doppelten Kameraeffekt des bewegten Mediums Film und den vielfach gebrochenen und geschichteten Perspektiven der Stadt-Bildräume der Aquarelle. Sie wirken, als sei der Blick im Sturz festgefroren zwischen verschiedenen Raumfluchten und Bildausschnitten. Die Postkarten und Fotografien vorwiegend aus italienischen Städten, die Nanaé Suzuki umgekehrt als Vorlagen benutzt hat, werden im Aquarell zu Bildräumen von verwirrenden Perspektiven, die einen Blick auf die Stadt ermöglichen, in der historisch Gewordenes und zukünftige Erfahrungen des Städtischen wie im Fokus sichtbar werden: Unser Sehen scheint auf andere Wahrnehmungen vorbereitet zu werden, indem sich die Stadt drehend und stürzend kopfüber von uns wegbewegt. Die Schrägen und die angeschnittenen Linien bewirken eine ungeheure Dynamik, die die Kadrierung der kleinformatigen Bildräume sprengt. Sie zeigen nicht einfach eine verkehrte Welt, indem sie das Untere nach oben drehen, sondern eine Verschiebung aller möglichen Standorte und Blickwinkel. Die Verschiebungen führen zu Verschachtelungen von Raumkörpern, die sich ineinander verkeilen, überlagern und verdrängen. Sie zeigen nicht einfach eine verkehrte Welt, indem sie das Untere nach oben drehen, sondern eine Verschiebung aller möglichen Standorte und Blickwinkel. Die Verschiebungen führen zu Verschachtelungen von Raumkörpern, die sich ineinander verkeilen, überlagern und verdrängen. Architekturteile vereinzeln sich zu Flugkörpern oder Landebahnen und werden durch die Farbe: Auberginen-rot, Taubenblau, Meergrün, vom Rest des Häuserknäuels isoliert. Für die Erfahrung der Räume spielen die historischen Unterschiede keine Rolle mehr. Bildräumlich dominieren die Flugbahnen ähnlichen Farbstreifen, die in der auf der Erde verankerten Stadt einst Dächer waren und hier nun ihre Funktion des Behausens abgegeben haben an eine neue, noch ungewisse Funktionalität. Theresa Georgen: Vertigo – Städtische Perspektiven

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