Beschreibung
Diese Materialsammlung thematisiert die politische Verfolgung in der DDR. Auf Grundlage umfangreicher Recherchen werden beispielhaft Menschen vorgestellt, die zwischen 1945 und 1989 aus politischen Gründen verfolgt, verhaftet, verhört und zu langjährigen Zuchthaus- bzw. Gefängnisstrafen oder sogar zum Tod verurteilt wurden. Das umfangreiche, authentische Quellenaterial und die Biographien der Verfolgten sollen es Schülerinnen und Schülern ermöglichen, das Denken, Fühlen und Handeln von Menschen nachvollziehen zu können, die unter den Bedingungen der DDR-Diktatur ihr Grundrecht auf Meinungsfreiheit wahrgenommen haben.
Biographien und Dokumente wurden für einen kompetenzorientierten Unterricht so aufgearbeitet, dass Schülerinnen und Schüler konkrete Arbeitsaufgaben und Arbeitsmaterialien erhalten. So werden sie in die Lage versetzt, sich in die DDR-Verhältnisse, SED-Machtstrukturen und Stasi-Arbeitsweisen hineinzuversetzen, um Mitgefühl für politisch Verfolgte zu entwickeln. Mitgefühl ist, wie die neuere didaktische Forschung herausgestellt hat, eine Vorraussetzung für die eigene ethische Urteilsfähigkeit. Empathie und Mitgefühl können dazu führen, persönliche Verantwortung für sich und die Gesellschaft zu übernehmen.
Insbesondere geht es um die Befähigung, die Trennlinien zwischen Demokratie und Diktatur zu erkennen, das Wissen zur Geschichte und Politik der DDR zu erweitern, die diktatorischen und repressiven Aspekte der DDR zu beschreiben, zu eigenen Standpunkten zu gelangen, sich dann selbst verantwortlich in die Gesellschaft einzubringen, die Demokratie mitzugestalten und sich für den Erhalt des Rechtsstaates einzusetzen.
Jeder politisch Verfolgte wird im Zeitkontext vorgestellt und sein besonderes Handeln wie Wirken herausgearbeitet. Die Verfolgten mussten unter den Bedingungen der SBZ und DDR leben und gerieten wegen ihres Denkens, Fühlens und Handelns in Konflikt mit der sozialistischen Staatsideologie. Sie wurden zu „Feinden“ erklärt, bekämpft und mussten „liquidiert“ (so die wiederkehrende Bezeichnung in Stasi-Dokumenten) werden. Dieses menschenverachtende Vorgehen der SED-Machthaber durchzieht wie ein roter Faden die ganze DDR-Geschichte und gehörte zum Machterhaltungsmechanismus des Unrechtsstaates.
Soweit möglich, endet die Darstellung der politisch Verfolgten nicht mit der Friedlichen Revolution, sondern mit der juristischen, psychischen und historischen Aufarbeitung des erlittenen Unrechts in der Bundesrepublik. Die einstmals Verfolgten wurden rehabilitiert und bringen sich bis heute in die Gesellschaft ein, woran die Kontinuität und Nachhaltigkeit ihres verantwortlichen Denkens und Handelns deutlich wird. Zugleich können Schülerinnen und Schüler erkennen, dass sich die Geschichte bis in die Gegenwart auswirkt und sie selbst Mitgestalter der Zukunft sind.
Zusatzinformationen und weiteres Material im Internet: www.dr-kaebisch.de/verfolgte
Autorenportrait
Dr. Edmund Käbisch wirkte von 1981 bis 1999 als Pfarrer am Dom St. Marien zu Zwickau und bis 2007 als Religionslehrer an verschiedenen Gymnasien der Region Zwickau. Aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen mit der Landeskirche Sachsens und der Staatssicherheit der DDR setzt er sich vor allem in der Arbeit mit Jugendlichen für die Aufarbeitung der beiden deutschen Diktaturen ein. Er ist Autor zahlreicher Beiträge und Bücher zum Thema.
Inhalt
Inhalt
Geleitwort 5
Einleitung 7
1. Thematische und didaktische Grundlegung 8
1.1. Politische Verfolgung in der DDR in historischer Perspektive 8
1.2 Mitgefühl mit den Opfern in ethischer Perspektive 9
1.3 Das Eintreten für Freiheitsrechte in theologisch-politischer Perspektive 10
1.4 Politisch Verfolgte in der DDR innerhalb der sächsischen Landeskirche 14
2. Kompetenzen für Geschichts-, Ethik- und Religionsunterricht 15
2.1 Historische Kompetenzen 15
2.2 Ethische Kompetenzen 16
2.3 Theologische Kompetenzen 17
3. Methodische Anregungen und Anmerkungen zu den Arbeitsblättern 18
4. Literaturverzeichnis 20
5. Unterrichtsmaterialien 21
M 1 Irrtümlich erschossen 21
M 2 Strafe für eine nie begangene Tat 25
M 3 40 Jahre Schweigen über die Internierung 29
M 4 Liebe führte ins Strafarbeitslager 35
M 5 Ein Brief - 20 Jahre Arbeitslager 39
M 6 Gewaltloser Widerstand endete im Zuchthaus 44
M 7 Jugendevangelist Schumann als „Rattenfänger“ 52
M 8 Ein Pfarrer als Agent des amerikanischen Imperialismus? 57
M 9 „Liquidierung“ eines Pfarrers 61
M 10 Verbrecherin gegen den Frieden 69
M 11 Agent wird IM 73
M 12 Fluchtversuch wird zur Staatsverleumdung 78
M 13 Die Sprengung der Universitätskirche veränderte sein Leben 83
M 14 Leben mit Hafttrauma 89
M 15 Hoffen auf Sozialismus mit menschlichem Antlitz 95
M 16 Couragierter Schriftsteller als „Schleusenküsser“ 103
M 17 Zwangsadoption. Wo ist meine Tochter? 109
M 18 Unterlassung einer Anzeige 113
M 19 Erst Kindesraub, dann Nachlieferung des Sohnes 117
M 20 Die Stasi plant und organisiert ein Verbrechen 123
M 21 Strafgefangener als Chef der „Stasi-Schweine“ 127
M 22 Agent für Menschenrechte 133
M 23 Rädelsführer einer stillen Demonstration 139
M 24 Engel der Gefangenen 145
6. Arbeitsblätter 112
Abkürzungsverzeichnis und Glossar 159
Personenverzeichnis 162