Beschreibung
Einschneidende Veränderungen in Wirtschaft, Politik und Kultur eröffnen den westlichen Gesellschaften gegensätzliche Zukunftsperspektiven: Ein Mehr an Emanzipation, aber auch gesellschaftlicher Zerfall und Instabilität sind möglich. Hat Freiheit eine Zukunft untersucht, wie in dieser Situation Freiheit und Stabilität zugleich aufrechterhalten werden können: Öffentliche Planung muss einen neuen Rahmen gewährleisten, der die traditionellen Schranken, die früher den gesellschaftlichen Zusammenhalt sicherten, ersetzt und so eine stabile Zukunft egalitärer Freiheit ermöglicht. Inhalt:
Die Geburtswehen einer Ära - Emanzipation in historischer Perspektive - Das gegenwärtige Stadium der Emanzipation - Freiheit und Ordnung: Einige historische Modelle - Ein lebensfähiges Morgen - Das Gespenst technologischer Arbeitslosigkeit: Die neue Technologie - Stabilisierendes im Gegensatz zu tatsächlichem Verhalten im privaten Bereich - Verhalten im öffentlichen Bereich: Kontrolle der Kontrollierenden - Auf dem Weg zu einer Gemeinschaftsethik - Die Chancen der Freiheit. "Der philosophische Ökonom" Worauf es ihm ankommt, ist der Ausgleich zwischen Freiheit und Ordnung. Er meint, genau wie im gesellschaftlichen Bereich seien etablierte Sitten auch im Ökonomischen Vorbedingung für die Stabilität des Ganzen, von der alles abhängt. Darum macht ihm die allgemeine Desintegration Sorge, die seiner Meinung nach in unserer Zivilisation durch Hedonismus und Nihilismus hervorgerufen wird. Die größte Bedrohung sei heute "die Selbstvernichtung der Gesellschaft". In einem Interview, das mein damaliger Kollege Matthias Greffrath und ich im Mai 1988 mit dem 95jährigen führten - der gerade sein wohl bestes Buch geschrieben hatte -, stellte er selbst dar, was er für das Zentralproblem hält: "die Versöhnung individueller Freiheit mit gesellschaftlicher Stabilität, oder, ökonomisch gesprochen, eine harmonische Verbindung von Markt und Plan". Jenes Buch Hat Freiheit eine Zukunft? geht von der Frage aus, wie die demokratischen Freiheiten heute überleben können angesichts der wirtschaftlichen, politischen und technologischen Anfechtungen. Ich wußte aus früheren Unterhaltungen, daß Lowe dem reinen Laisser-faire gegenüber immer sehr skeptisch gewesen ist. Zwar befriedigte ihn, daß das 19. Jahrhundert die persönlichen Kontrollen des Absolutismus durch Monarchen, Priester und Zunftmeister abgeschafft hat, aber, so glaubt er, das Ganze funktioniert nur deshalb weiter, weil die überpersönlichen Schranken der vorliberalen Tradition Stabilität gewährleisten. 'Diese überpersönlichen Schranken erzwangen eine Gleichschaltung der Verhaltensmuster im öffentlichen Leben. Das war die Basis der sozialen Stabilität des 19. Jahrhunderts'. Wie recht er mit seiner Bewunderung für diese, wie er sagte, 'spontane Konformität' der Engländer hat und wie berechtigt seine Sorge hinsichtlich einer Selbstvernichtung der Gesellschaft in Deutschland ist, das merkt heute jeder - er hat es nur sehr viel früher gespürt. Lowe sagt: 'Überleben ist nur möglich in einer stabilen Gesellschaft. Und eine stabile Gesellschaft in Freiheit ist nur möglich, wenn eine gewisse Konformität das individuelle Verhalten sichert.' Wer könnte bezweifeln, daß er recht hat." Marion Gräfin Dönhoff in
DIE ZEIT am 26. Februar 1993