Beschreibung
Das Leben zwischen den Menschen wird brüchiger. Die Geschehnisse des täglichen Hinvegetierens wechseln willkürlich die Farbe. Es hilft nichts mehr, eingreifen zu wollen, etwas herauszuheben, aufzublasen, anzupinseln - es sinkt wieder kraftlos zusammen. Sinkt vor Unsicherheit - die Systeme, Ideen, Religionen - tropft kärgliche Verzweifelung: Man setzt den Zylinder auf, hockt ergeben vor dem Grammophon, es ist so langweilig, sich der Entscheidung des Todes anheimzustellen, kaum ein flüchtiges Dämmern Besoffener - aber sperrt die Ohren auf! Aus den Vergewaltigungen der Straße, Mädchenmorden, Pferderennen, Messerstechereien, Hypothekenschiebung, Kreischen, Hilferufen und der dunklen Blutschande quält sich ein Rhythmus, wächst auf die Beziehung zweier Menschen eingestellt und will sich verschenken. in seinen Schwingungen, die noch vergeblich hinausklingen, in seinen Zusammenbrüchen, die noch überlaut das Maul auftun - der hergeholte Rahmen äußerer Geschehnisse gibt dem noch abseits Stehenden die verbindende Hand.
Autorenportrait
Franz Jung, 1888 in Neiße, Oberschlesien, geboren. Börsenjournalist, Bohémien, Expressionist, Wirtschaftsanalytiker und revolutionärer Aktivist. Mitarbeiter der Aktion von Franz Pfemfert und des Malik-Verlags; Autor von expressionistischen und sozialkritischen Romanen und Erzählungen, schreibt für Piscator Theaterstücke. Mitinitiator der Dada-Bewegung, Teilnahme an den revolutionären Kämpfen nach 1918 und an der Entführung eines Schiffes nach Rußland. In der frühen Sowjetunion als Organisator der Hungerhilfe sowie im Wirtschaftssektor tätig. Nach 1933 von den Nazis verhaftet, illegale Tätigkeit in Genf, Wien und Budapest. 1944 Flucht nach Italien. 1947 Emigration in die USA, arbeitet in New York und San Francisco als Wirtschaftsjournalist. Ende der fünfziger Jahre Rückkehr nach Europa. 1961 erscheint erstmalig seine Autobiographie. Jung stirbt 1963 in Stuttgart.