Beschreibung
"Fragen an Luther" beansprucht eine Sonderstellung unter der Flut von Veröffentlichungen im Jubiläumsjahr 1983. Hier werden nämlich nicht Taten und Werke des Refomators abgehandelt, sondern es werden Fragen gestellt, unbequeme Fragen, es wird bisweilen sogar in-Frage-gestellt. Nicht nur der historische Martin Luther wird befragt, sondern nicht minder jene Gebilde, die sich während Jahrhunderten in den Köpfen der Deutschen angesammelt haben und sich ebenfalls "Luther" nennen, obwohl sie mit dem wirklichen Reformator bisweilen nicht mehr viel gemein haben. Beruhte bereits Luthers Erfolg bei seinen Zeitgenossen darauf, dass diese ihn nicht richtig verstanden haben, vielleicht nicht richtig verstehen wollten? Ist Luthers psychische Verfassung heute noch exemplarisch für den Lebensvollzug des gebildeten Deutschen oder kann man ihm entkommen? Läßt sich Luther noch ökumenisch für den Katholizismus vereinnahmen, wenn man auf seine Anfänge blickt? Wie kann sich eine evangelische Kirche "lutherisch" nennen, die sich doch weit von ihrem Reformator entfernt hat? Spricht der Mythos von Luther als dem Schöpfer der deutschen Sprache nicht allen Erkenntnissen der Sprachwissenschaft Hohn? Sind die vielerlei Mythen von Luther als Inbegriff des Deutschen heute nicht gründlich überholt, sind wir diesen Luther nicht endlich los? Die Augsburger Professoren haben es sich nicht leicht gemacht mit ihren "Fragen an Luther"!