Beschreibung
Vom Verdingbuben zum Multimillionär. Aus dem Erbe seines Schwiegervaters kauft der Malermeister Egon Kislig einem in Not geratenen Architekten die Pläne für ein Miethaus ab und baut von da an Block um Block. Geschäftlich und privat versteht er es, Großzügigkeit und Schlauheit so zu verbinden, dass er den Nutzen aus den entstandenen Abhängigkeiten zieht. Auf diese Weise unterhält er ein dichtes Beziehungsnetz. Doch Kislig hat einen geheimen weichen Punkt: Seinerzeit bewegte ihn sein Lehrmeister dazu, als Posaunist in die dörfliche Harmonie einzutreten. Hier bekommt er seine erste richtige lange Hose aus feinem Stoff. 'Ich fühlte mich zum ersten Mal als ein Mensch', bekennt er. Dieses Initiationserlebnis prägt ihn für sein ganzes Leben und bildet deshalb den Kern, um den sich die Geschichte dreht und deren Faden sich vom Berner Jura bis nach Afrika und Thailand spinnt. Erzählt wird aus der Perspektive des Sozialpädagogen Toni Ryser. Auch ihn verstand Kislig einst in seinem Netz zu fangen, indem er ihn hilfreich auffing. Dies erklärt die ambivalente Haltung, die Toni seinem Wohltäter gegenüber einnimmt. Doch beim Schreiben über ihn merkt er, dass er unwillkürlich begonnen hat, sich mit ihm zu identifizieren.
Autorenportrait
Heinrich Lüssy, 1943 in Winterthur geboren, hat als Germanist promoviert und auch weiterhin wissenschaftlich publiziert. Im Wolfbach-Verlag Zürich sind die Romane «Gezeichnet» (2008) und «Letzte Bilanz» (2019) und die Erzählung «Bühlstraße / Büelstraass» (2009) erschienen. Sonst ist er schriftstellerisch als Essayist hervorgetreten: «Die Krise der Neuzeit», drei Bände, Wiesbaden 1995, «Aufsässigkeit», Wien 2001, in französischer Übersetzung: «La Dissidence», Paris 2006, «Soziale Gerechtigkeit», Zürich (Wolfbach) 2010.