Beschreibung
Es war der zweite Oktobersonntag 1651, als der Katakombenheilige Theodor in einer feierlichen Prozession in die Oltner Klosterkirche getragen wurde. Seine Gebeine, ein vollständiges Skelett, stammten aus den unterirdischen Grabstätten von Rom. Der geschmückte und in prächtige Kleider gehüllte Leib wurde in einem Glassarg auf dem Seitenaltar aufgestellt und der Heilige von den Gläubigen als frühchristlicher Märtyrer verehrt. Nach und nach erwarben weitere Klöster und Kirchen im Kanton Solothurn solche Ganzkörperreliquien: Zehn weitere Katakombenheilige kamen in den folgenden 150 Jahren hinzu. Nach dem Vatikanischen Konzil Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Schausärge praktisch überall aus den Altarräumen entfernt und gerieten in Vergessenheit. Einzig im Kloster Mariastein ist der heilige Placidus als Katakombenheiliger an seinem ursprünglichen Platz zu sehen. Der Historiker Urs Amacher hat alle elf Solothurner Katakombenheiligen wieder aufgespürt und die historischen Quellen zu ihrer Herkunft zusammengetragen. So ist eine umfassende Geschichte dieser Märtyrerreliquien entstanden. Das Buch beleuchtet nebst der historischen Verortung die fromme Glaubenspraxis der Menschen jener Zeit. Darüber hinaus gibt es ein Bild über die grosse Kunstfertigkeit der Klosterfrauen, welche die Gebeine sorgfältig zusammensetzten und reich schmückten.