Beschreibung
Christoph Meckel ruft sich Bilder zurück, die dem Zehnjährigen fürs Leben bezwingend wurden. Ein Weiterleben nach den Bombenangriffen, im Haus der Großeltern in Erfurt: von der kurzen Präsenz der Amerikaner und der längeren Besetzung durch die Russen bis hin zur abenteuerlichen Flucht mit der Mutter über die grüne Grenze im Sommer 1947. Ein Kind im Nachkriegsalltag zwischen anarchischen Freiräumen, unvorhersehbaren Unglücken und dem Zwang der Besatzer; mit überforderten Erwachsenen, die mit Flüchtlingen, dem Eindringen der 'Razzia' und den Deportationen zurechtkommen müssen. Noch in den Szenerien des Schreckens regt sich die Utopie eines freieren Daseins. Auf den letzten Seiten setzt der Autor seine Erinnerungen auf eine neue Spur: die seiner Aneignung russischer Dichtung ('Nachricht für Baratynski'), in deren Mitte er seine Begegnung mit Paul Celan als Übersetzer von Jessenin, Blok und Mandelstam im Paris der 50er-Jahre rückt.
Autorenportrait
Christoph Meckel, 1935 in Berlin geboren, wuchs - nach Jahren in Erfurt - in Freiburg/Br. auf. Er verließ das Gymnasium vor dem Abitur, bereiste Europa, Afrika und Amerika, bevor er Malerei und Graphik studierte (in Berlin: 'drei Tage'), ohne Abschluss. In den Jahrzehnten danach lebte er u. a. in Berlin, Paris, Ötlingen (Baden), in der Toskana und in Südfrankreich. Seit 1956 arbeitet Christoph Meckel - als Lyriker früh ausgezeichnet - freiberuflich als Schriftsteller und Graphiker. Einer breiteren Leserschaft wurde er durch seine Prosabücher bekannt ('Licht', 'Suchbild. Über meinen Vater'). Bei Libelle erschienen zuletzt 'Wohl denen die gelebt. Erinnerung an Marie Luise Kaschnitz' und 'Hier wird Gold gewaschen. Erinnerung an Peter Huchel'. Christoph Meckels Werk wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Joseph-Breitbach-Preis und dem Schiller-Ring der Deutschen Schillerstiftung.