Beschreibung
Eine Geschichte aus dem Bregenzerwald, wo der Blick über den Kirchturm und die Wiesen um das Dorf Au zur Kanisfluh geht. Die Menschen in dieser Idylle geraten aber durch Geldverhältnisse, die Gerüchte und Händel im Wirtshaus - wie auch durch Wortmißbrauch von der Kanzel her - unter Druck. Um zwei Jugendfreunde, die trotz sozialer Unterschiede zusammenhalten wollen, und um sittenstrenge, auch eigenwillige Frauen auf der Suche nach eigenen Wegen hat Franz Michael Felder seinen letzten Roman gebaut. Eine Geschichte, reich an Spannungen in der dörflichen Enge, in einem bäuerlichen Jahresreigen von der Kirchweih bis zur Besänftigung der Brunnengeister. Am Ende bekommt der reiche Hans vom Stighof seine lang heimlich geliebte Angelika, Tochter eines zugezogenen Aufsteigers. Die Magd Dorothee heiratet ihren seßhaft gewordenen Jos und der mittellose Andreas, der ins Militär verkauft worden ist, wird zum Kaufmann des Dorfs bestellt. Nur ein Brandstifter ist im selbstgelegten Feuer geblieben. Wenn schließlich alles in einem Hochzeitsfest und allgemeiner Zufriedenheit endet, erfüllt sich der Autor zugleich seine Utopie vom genossenschaftlichen Leben, für das er politisch eintrat. Literatur zielt bei Franz Michael Felder auf Veränderbarkeit beengender Verhältnisse, noch wo sie die Zerstörung Yberkommener Lebensformen anschaulich macht. "Reich und Arm ist ein sozialer Roman auch darin, daß er die soziale Obdachlosigkeit prSzise erforscht, also auch ein Gegenwartsroman für uns Heutige" (Karl Wagner in seinem Nachwort). NeuEdition
Autorenportrait
Franz Michael Felder (1839-1869), der berühmteste Vorarlberger seines Jahrhunderts, wuchs in Schoppernau auf. Ein Bauer, aber ein lesender Bauer, der so seinen Horizont weitet. Die wirtschaftliche Abhängigkeit von Handelsmonopolen und die weltanschauliche Zurüstung der Untertanen durch eine bildungsfeindliche Kirche erkannte Felder bald als die Grundprobleme seiner Heimat. Als 27Jähriger gründete er eine landwirtschaftliche Genossenschaft. Vom Pfarrer verhetzt als "Freimaurer" und "RotRepublikaner", organisierte er u. a. eine erste Volksbücherei. Mit Gleichgesinnten versuchte er eine Reformpartei. Zu größerem Ruhm kam Felder als Schriftsteller. Nach mehreren Veröffentlichungen kam sein erster Zeitroman ("Sonderlinge") 1867 bei Hirzel heraus, und er wurde in Leipzig Ehrenmitglied des dortigen Germanistenclubs. In dieser Zeit schreibt er an seinem Roman "Reich und Arm", in dem er die Lebensthemen des sozialen Reformers mit seiner Heimatliebe verwob.