Beschreibung
Hermine Valticek – Frau Hermi genannt – lebt alt und vereinsamt in einem Wiener Gemeindebau. Abwechslung in ihr Dasein bringen Jiri, von den Grauen Tigern mit ihrer Pflege beauftragt, und Draga, die aus Serbien stammende Putzfrau, die nicht nur die Wohnung aufräumt, sondern auch für das leibliche Wohl sorgt. Doch die alte Wienerin macht ihren fleißigen Geistern das Leben schwer. Ständig jammert sie über ihre Krankheiten, immer schimpft sie über die 'nichtsnutzigen und faulen Ausländer'. Kein Wunder, dass Draga und Jiri auf abwegige Gedanken verfallen, als sie unabhängig voneinander Frau Hermis Sparbuch entdecken.
Beppo Beyerl entwickelt in seiner Erzählung aus den Niederungen des Wiener Gemeindebaus ein satirisches Verwirrspiel um die Einsamkeit des Alters, die Sehnsucht nach einem 'besseren' Leben, die Abgründe in zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Ausländerfeindlichkeit des Kleinbürgertums, Gier und Neid werden vor einen entlarvenden Spiegel gezerrt, in dem auch die Nöte und Demütigungen von Menschen sichtbar werden, die in Österreich eine Lebenschance und zweite Heimat suchen, jedoch Ablehnung und Diskriminierung finden.
Autorenportrait
Beppo Beyerl, 1955 in Wien geboren und überwiegend ebendort lebend, beschäftigt sich in vielen seiner Reportagen mit dem nicht gerade als unbelastet zu beschreibenden tschechisch-österreichischen Verhältnis.
Daran knüpft der Südböhmen als zweite Heimat bezeichnende Schriftsteller in seinem jüngsten literarischen Werk an. Natürlich wird Beyerl die witzig-hinterfotzige Methode, das nachbarschaftliche Verhältnis zwischen Tschechen und Österreicherinnen einem gnadenlosen Verwirrspiel auszusetzen, dadurch erleichtert, dass er auf verwandtschaftliche Beziehungen dies- und jenseits von Thaya und March verweisen kann. Aber eindimensional wird das Leben dadurch nicht. Im Gegenteil…