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Vom Armenhaus zur sozialen Infrastruktur

Altersversorgung in Wien

Erscheinungsjahr: 2010
CHF 30,00
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783902416155
Sprache: Deutsch
Umfang: 160
Format (T/L/B): 21.0 x 15.0 cm
Auflage: 1. Aufl.
Einband: Gebunden

Beschreibung

Die Entwicklung der Institutionen und Einrichtungen für ältere Personen und deren baulich-typologische Umsetzung sind von einer Vielzahl politischer und sozialer Einflüsse bestimmt und eng mit den Lebensbedingungen und der Wohnsituation in der Stadt verknüpft. So wurde die Multifunktionalität der mittelalterlichen Spitäler, die auch die Armenfürsorge einschloss, bereits in der josefinischen Ära durch die Differenzierung in ein Sozial- und ein Gesundheitswesen abgelöst. Eine Tendenz, die sich in den folgenden Jahrhunderten fortsetzte und schließlich unter Karl Lueger zu einer Anerkennung der älteren Personen als eigene Anspruchsgruppe führte. Heute werden unterschiedliche wohnungs- und städtebauliche Strategien mit sozialplanerischen Maßnahmen kombiniert, um ein vielfältiges Angebot an Wohn- und Unterstützungsformen für die stetig wachsende Gruppe älterer Personen zu schaffen, von der spezialisierten Einrichtung bis zur ambulanten Betreuung. Im historischen Rückblick zeigen sich die unterschiedlichen Einflüsse, die die Entwicklung von Institutionen und Organisationen für ältere Menschen und ihre baulich-typologische Umsetzung in Wien bestimmt haben. Die Multifunktionalität der mittelalterlichen Spitäler wurde, angeregt durch neue Erkenntnisse in der Medizin, zur Zeit der Aufklärung duch eine Differenzierung in Sozial- und Gesundheitswesen abgelöst. Eine weitere Differnzierung folgte in der liberalen Ära, als die sozial segregierende Versorgung und Differenzierung der Anspruchsgruppen ihren Ausdruck in den restriktiven Hausordnungen und im Bau des Bürgerversorgungshauses an der Währinger Straße fand. Die Stadterweiterungen von 1858 und 1890 führten in Verbindung mit den ökonomischen, sozialen und politischen Veränderungen zu einer neuen Form von Stadt, die einen Ausbau der technischen und sozialen Infrastruktur erforderte. Im Zusammenhang mit dem Versorgungsheim Lainz, einem Ausdruck kommunaler Fürsorgepolitik, wurden von Bürgermeister Karl Lueger erstmals ältere Menschen als eigene Anspruchsgruppe erwähnt. Im Bereich der geschlossenen Altenhilfe wurden nach dem Ersten Weltkrieg die Konzepte der Ära Lueger von der sozialdemokratischen Regierung weitergeführt. In den 1950er Jahre begann man in kommunalen Wohnanlagen „Heimstätten für ältere Menschen“ zu errichten. Die Schaffung spezieller Wohnformen wurde am Beginn der 1960er Jahre in Form der Wiener Pensionistenwohnheime weitergeführt. Der Paradigmenwechsel der 1970er Jahre brachte in der Stadtplanung die Trendwende von der Stadterweiterung zur Stadterneuerung. Zeitgleich wurde im Bereich der sozialen Infrastruktur die neue Zielperspektive „ambulant vor stationär“ formuliert. Die aktuelle Situation ist durch die Gleichzeitigkeit zweier konträrer Entwicklungen gekennzeichnet: Einerseits werden immer mehr – vor allem hochaltrige, häufig multimorbide – Personen in sich zunehmend spezialisierenden stationären Einrichtungen betreut, andererseits werden immer mehr Menschen ambulant in ihrer Wohnng oder tageweise in teilstationären Einrichtungen unterstützt.

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