Beschreibung
Immer maßlosere Anforderungen an die Beschäftigten sind Resultat einer neuen Maßlosigkeit in der Ökonomie, die durch extreme Renditeerwartungen der Finanzmärkte angetrieben wird. Burnout und zunehmende psychische Erkrankungen gehören zur prekären Gesundheitsbilanz. Eine solche Rücksichtslosigkeit gegen Gesundheit und Leben der Beschäftigten, die von Beginn an den Kapitalismus prägte, lässt sich nur durch gesellschaftliche Aktionen - und das sind vor allem erkämpfte Regulierungen und das Wirken der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung - eindämmen. Das Projekt Gute Arbeit, zuerst entwickelt innerhalb der IG Metall mit dem Anspruch einer neuen Humanisierungsoffensive, stand Pate bei der erfolgreichen Revitalisierung von Arbeitspolitik. War Gute Arbeit anfangs ein ausschließlich gewerkschaftlich geprägter Begriff, so führte das erfolgreiche Agenda Setting zu seiner breitest möglichen Nutzung. Umso wichtiger ist es, die inhaltlichen Kernelemente, die strategische Ausrichtung und die zentralen Handlungsfelder zu definieren und auszufüllen. Barrieren und Chancen einer Gute-Arbeit-Initiative lassen sich nur auf der Grundlage einer kritischen Analyse der Rahmenbedingungen des Finanzmarktkapitalismus erkunden. Dazu gehört die Frage, wie das Kapital zur Rücksicht auf Gesundheit und Leben der abhängig Beschäftigten gezwungen werden kann. Der Kampf um zeitgemäße Regulierungsformen, die nicht stellvertretend, sondern nur durch die Mobilisierung der Beschäftigten selbst Wirkung entfalten, ist ein Kernelement der Gute-Arbeit-Strategie. Die gewerkschaftliche Anti-Stress-Initiative wird hier u.a. als Beispiel analysiert, bei dem mittlerweile erste politische Erfolge zu registrieren sind.
Autorenportrait
Klaus Pickshaus ist Bereichsleiter Arbeitsgestaltung und Qualifizierungspolitik beim Vorstand der IG Metall in Frankfurt a.M.
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