Beschreibung
Ein interaktionstheoretisches Verständnis vorgeburtlicher Lebenszeit bringt unerwartete Erkenntnisse über gesellschaftliche Beziehungen in frühester Kindheit. Zu diesem Resultat kommt die vorliegende Studie in Anlehnung an die Theorie der Interaktionsformen von Alfred Lorenzer. Vorgeburtliche Entwicklung jenseits von Gesellschaft und Sozialität erscheint unmöglich, Genetik irrelevant gegenüber Epigenetik. Historisch wie aktuell zeigen sich darüber hinaus in Philosophie, Pädagogik und Soziologie Beiträge zur Dialektik von vorgeburtlicher Subjektgenese zwischen gesellschaftlich-historischen Vorgaben, Verwerfungen und Widersprüchen. Letztere sind, auch nach den Erkenntnissen der Pränatalen Psychologie, durch das Interaktionsfeld der Mutter-Kind-Dyade von Grund auf Bestandteil ontogenetischer Entwicklung und bedingen die darauf folgende Individualgeschichte nach dem Prinzip der Epigenese mit. Zu beachten sind daher komplexe psychische Verarbeitungsaktivitäten des Einzelnen, die der Berücksichtigung seiner jeweils eigenen, subjektiv erlebten Geschichte bedürfen. Eine Pädagogik, die dem Postulat der Unverfügbarkeit folgt, kann diesen Zugang nutzen, indem sie ihren Theorierahmen auf das Leben vor der Geburt ausweitet, dessen besondere Gesellschaftsspezifik anerkennt und dem Kind dieser Zeit seine frühesten Erfahrungen zugesteht.