Beschreibung
Die vorliegende Dissertation entwickelt ein Beschreibungsinventar für die Interpretation solcher Textkorpora, die Gegenwart und Zeit stets gekoppelt und auf verschiedenen Ebenen ihrer spezifischen Mediendifferenzierung präsentieren. Auf der Grundlage systemtheoretischer Überlegungen luhmannscher Prägung wird hierfür das Gedächtnis als zentrale Sinnfigur konzeptualisiert, die Gegenwart und Zeit im Interpretationsmedium Literatur beobachtbar macht. Der Verzicht auf die Vorstellung einer Autorperson als Träger ontologischer Eigenwerte, bzw. eines unhintergehbaren Bewusstseins, ermöglicht es, Textkorpora in den Blick zu nehmen, als deren ordnendes Prinzip der Eigenname des Autors dient, der jedoch nun als aposteriorische Zurechnungskategorie für Interpretationen genutzt werden kann. Diese werden als Autopoietiken differenziert. Mit dieser Zurechnungskategorie lässt sich ein Korpus bestimmen, das sich aus all den literarischen Texten und medialen Formen konstituiert, die dem Eigennamen des Autors zugerechnet werden können. Zudem können Textsorten und mediale Formen herangezogen werden, die den jeweiligen Interpretationszusammenhang ohnehin mit hoher Wahrscheinlichkeit kontaminieren, deren Einflüsse jedoch ohne diese Zurechnungskategorie nicht ohne Weiteres genutzt werden können. Gezeigt wird dies anhand der Studien zu Arno Schmidt, Uwe Johnson, Walter Kempowski und Peter Kurzeck.