Beschreibung
Für den Rottenburger Bischof Dr. Joannes Baptista Sproll (1870-1949), dessen Seligsprechungsverfahren am 9. Mai 2011 durch Bischof Gebhard Fürst eröffnet worden ist, war der 14. Juni ein bedeutendes Datum. Am 14. Juni 1927 wurde er als Bischof der schwäbischen Diözese inthronisiert, am 14. Juni 1945 kehrte er nach siebenjähriger Verbannung durch die Nationalsozialisten in seine Bischofsstadt Rottenburg zurück. Pünktlich zum 14. Juni 2012 hat der pensionierte Pfarrer und promovierte Theologe Franz X. Schmid einen Band mit 44 Predigten, Hirtenworten und anderen Texten Sprolls veröffentlicht. Die Texte vermitteln einen lesenswerten Einblick in das theologische Denken und in die pastoralen Intentionen des Bischofs, der wegen seines mutigen Widerstands gegen die braunen Machthaber bis heute große Verehrung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart genießt. Sie zeichnen darüber hinaus aber auch das Bild eines besonnenen Politikers, eines innovativen Religionspädagogen, eines engagierten Predigers und nicht zuletzt eines Förderers moderner Kunst, der Kunstschaffende aktiv unterstützte, die während des Nationalsozialismus Berufsverbot erhielten. Schon früh hatte Sproll die Nazis durchschaut und bot ihnen offen die Stirn. Die Verweigerung der Wahlbeteiligung am 10. April 1938 sowie die darauf folgende Verbannung des Bischofs waren nur eine logische Konsequenz daraus. Und 1946 gehörte Sproll nicht zu jenen, die "von allem nichts gewusst" haben wollten, sondern beklagte vielmehr in aller Deutlichkeit die "fünf Millionen Hingerichteter und Ermordeter" und die "11 Millionen Opfer von Konzentrationslagern und Zuchthäusern".