Beschreibung
Geschieden durch Konfession und politische Verfassung, in den wechselseitigen Beziehungen bestimmt durch wirtschaftliche Konkurrenz und gegenseitiges Misstrauen - so stellt sich die Situation der beiden Städte Kempten im 18. Jahrhundert dar. Um die Benediktinerabtei unmittelbar vor den Toren der alten evangelischen Reichsstadt entwickelte sich nach dem Dreißigjährigen Krieg eine Siedlung von Handwerkern und Hofbeamten. Für diese "Stiftsstadt Kempten" erwirkte Fürstabt Rupert von Bodman 1728 ein kaiserliches Stadtprivileg. Lange Zeit lebten beide Kempten auf gespanntem Fuß. Ihre Streitigkeiten beschäftigten die höchsten Reichsgerichte. Erst Säkularisation und Mediatisierung ermöglichten die Vereinigung der Doppelstadt unter einer gemeinsamen Verwaltung.
Der Verfasser zeichnet das spannungsreiche Verhältnis von Reichsstadt und Stiftsstadt nach. Breiten Raum gewährt er der Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte. Es erweist sich, dass beide Gemeinwesen ungeachtet aller lokalen Besonderheiten zwei grundlegende Typen der deutschen Stadtentwicklung vertreten: die aus mittelalterlichen Wurzeln erwachsene Bürgerstadt und die frühmoderne Fürstenstadt. Anschauliche Beispiele beleuchten Alltagswelt und Mentalität der Kemptener Bürger vor der Industrialisierung. Darüber hinaus verfolgt die Darstellung die schwierigen Anfänge der Verschmelzung von Altstadt und Neustadt und die Integration Kemptens in den bayerischen Staat. Zahlreiche Abbildungen und Tabellen, ein Glossar und ein Register ergänzen den Text.