Beschreibung
Die vorliegende Schrift zum hermeneutischen Verstehen nimmt jenen Gedankenkreis wieder auf, der seit den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts als "Didaktische Interpretation von Musik" bekannt wurde. Diese musikpädagogische Konzeption wurde seither in didaktisch-methodischer Hinsicht, aber auch im Hinblick auf einige philosophische Anregungen erweitert, z. B. um Anregungen aus der Lebensweltphilosophie (Husserl), aus der Körperlichkeitsanthropologie (Plessner), aus der Diskurstheorie (Foucault), aus der Ästhetik der Selbstbegegnung des Menschen in der Kunst (Domin) und aus Thesen des Konstruktivismus. Hermeneutisches Verstehen ist eher eine Haltung als eine wissenschaftliche Methode, ohne die diese Haltung jedoch nicht auskommt. Anliegen dieser Konzeption ist es, die Deutung von Musik als eine lebendige und veränderliche Beziehung in Gang zu setzen zwischen dem Gegenstand des Verstehens und dem, der sich um ihr Verstehen bemüht. Verstehen von Musik wird so zu einem unabschließbaren Gespräch zwischen Objekt und Subjekt und zu einer offenen, nicht festgelegten Begegnung. Im zweiten Teil des Buches sind zehn praktische Interpretationen von Musik zusammengestellt, welche von den theoretischen Gedankengängen des ersten Teils angeregt sind.
Autorenportrait
Christoph Richter, geboren 1932, wuchs in Lübeck auf. Nach dem Studium der Musik, der Musikwissenschaft, der Literaturwissenschaft, der Philosophie und der Pädagogik in Freiburg, Hamburg und Kiel war er zunächst als Orchestermusiker tätig, unterrichtete dann am Gymnasium in Schleswig Musik und Deutsch und war bzw. ist seit 1970 Hochschullehrer an den Musikhochschulen in Lübeck, Berlin und Wien. Sein Hauptinteresse gilt der hermeneutischen Interpretation: Er promovierte über den philosophischen Spielbegriff, angewandt auf Musik, und arbeitet heute über die Möglichkeiten und Bedingungen der Musikvermittlung für erwachsene Laien. Zwölf Jahre betreute er als Schriftleiter die Zeitschrift "Musik und Bildung" und ist heute Herausgeber von "Diskussion Musikpädagogik".