Beschreibung
Franca Rame, Elfriede Jelinek, Ginka Steinwachs und Caryl Churchill haben nicht nur komische Stücke geschrieben, sondern setzten sich durch ihre Figurenzeichnung kritisch mit dem Geschlechterverhältnis auseinander. Die Texte reflektieren in Dramaturgie und Thematik die Theoriebildung innerhalb der modernen Frauenbewegung. Trotz aller Unterschiede gibt es einen gemeinsamen weiblichen Nenner: Die Auflösung von Identifikationsmodellen sowohl auf der dramaturgischen als auch auf der sprachlichen Ebene.
Zwei Fragen stehen bei der Erörterung der Theatertexte im Vordergrund: Wie kann ein Text, der ein sprachliches Gebilde darstellt, entziffert und produktiv gemacht werden, und welche Anforderungen stellt der Text an die Charakterisierung der komischen Figuren?
Dabei strebt die Autorin einen Paradigmenwechsel innerhalb der Komödienforschung an. Die Tradition des identifikatiorischen Lachens, die sich im Gegensatz von 'Mit' - und 'Ver'- Lachen vermittelt und die mit einer polaren Begrifflichkeit von 'männlich' und 'weiblich' einhergeht, sollte einem nicht-identifikatorischen Lachen Platz machen, das die Autorin als weiblich bezeichnet. Ein auf diese Weise definiertes weibliches Lachen eröffnet Möglichkeiten einer veränderten Praxis, die eine Auflösung von erstarrten Denkkonzepten zugunsten einer größtmöglichen Durchlässigkeit und Differenziertheit im Denken und im Lachen bewirken kann.
Inhalt
I. Einleitung
1. Gegensätzliche Beeinflussung von Philosophie und Komiktheorie
2. Zeitgenössische philosophische Strömungen in der Theaterwissenschaft
II. Auswahl der Komödien und Analyseverfahren
1. Zur Genese der komischen weiblichen Figur
1.1. Auswahl der zeitgenössischen Komödien
1.2. Stationen der feministischen Theorie der letzten 25 Jahre
2. Verschiedene Forschungsansätze zum Thema ‚Weiblichkeit und Komik‘
2.1. Die deutschsprachige Forschung
2.2. Die anglo-amerikanische Forschung
3. Der eigene Forschungsansatz
3.1. Eine dekonstruktive Lesestrategie
3.2. Weiblichkeit als differentielles Moment der Komik
3.2.1. Susan Purdie
3.2.2. Luce Irigaray
3.2.3. Julia Kristeva
3.2.4. Judith Butler
III. Das Modell der Interaktion
1. Rame/Fo: „Nur Kinder, Küche, Kirche“. Das Stück im Spiegel der Frauenbewegung
1.1. Das Theater von Franca Rame und Dario Fo
2. Ehefrau, Hure und Geliebte als komische Figuren
2.1. Dramaturgie der Interaktion
2.2. Verdoppelung als komisches Prinzip
IV. Das Modell der Mimikry
1. Elfriede Jelinek: „Wenn ich total heiter bin, dann werde ich am schrecklichsten sein“
2. Die Liebhaberin des Philosophen als komische Figur
3. Dramaturgie der ironischen Dekonstruktion
3.1. Wiederholung als komisches Prinzip
V. Das Modell des Bruchs
1. Ginka Steinwachs: „Eine entfesselte Titanin“
2. Die Mutter als komische Querulantin
3. Dramaturgie des Traums
4. Polarität und Reihung als komische Prinzipien
VI. Das Modell der Dissonanz
1. Caryl Churchill: „Auf der Bühne ist möglich was man will“
1.1. „Siebenter Himmel“: V-Effekt oder Travestie?
2. Transvestiten als komische Figuren
3. Travestie der Geschlechter
VII. Schlußbetrachtungen
Literatur