Beschreibung
Der Katalog zeigt Ré Soupaults zahlreiche Fotoreportagen, die sie unter anderem nach Frankreich, Spanien, Tunesien und Norwegen, aber auch nach Deutschland führten. Ré Soupault (1901 - 1996, geb. als Meta Erna Niemeyer) studierte von 1921 bis 1925 am Bauhaus in Weimar. Ihre Lehrer waren Johannes Itten, Paul Klee, Oskar Schlemmer, Georg Muche, Wassili Kandinsky. 1923 nahm sie an der ersten großen Bauhaus-Ausstellung mit zahlreichen Arbeiten teil. Über Werner Graeff lernte sie in Berlin den Avantgarde-Filmer Viking Eggeling kennen, für den sie von 1923-1924 den Film 'Diagonal Symphonie' fertigstellte, eine filmische Synthese aus Rhythmus, abstrakten Bildern, Bewegung und Musik. In erster Ehe (1926) mit dem Dadaisten Hans Richter in Berlin verheiratet, fand sie Zugang zur russischen Avantgarde, zu Man Ray und Fernand Léger. Sie arbeitete als Mode-Journalistin (Scherl-Verlag), Mode-Macherin (Studio "Ré-Sport", Paris), Übersetzerin, Schriftstellerin und Fotografin. Seit 1929 lebte sie in Paris und war dort mit dem Mit-Initiator der Surrealismus-Bewegung Philippe Soupault verheiratet. Ihr fotografisches Werk ist zwischen 1934 und 1942 entstanden und wurde erst 1988 entdeckt. Weltberühmt wurden ihre Fotografien, als sie 1994 zum 'Mois de la Photo' in Paris, der weltweit wichtigsten Foto-Biennale, eingeladen und dort als 'die Entdeckung' gefeiert wurde. Ré Soupaults fotografische Arbeiten zählen heute zu den bedeutendsten Beiträgen zur Geschichte der Fotografie des 20. Jahrhunderts. Durch ihr Studium am Bauhaus geriet die Künstlerin ins Zentrum neuer zeitgenössischer geistiger und künstlerischer Strömungen, lernte die Prinzipien des Neuen Sehens und Denkens kennen und setzte diese gekonnt in ihren Fotografien um. Im Fokus ihrer Momentaufnahmen des alltäglichen Lebens steht das Verhältnis zwischen Individuum und Masse. Ré Soupaults humanistischer fotografischer Ansatz verbindet sich mit einem überzeugenden Gespür für Proportionen und geometrische Grundformen. In der bislang größten Retrospektive ihres fotografischen Werks zeigt das Zeppelin Museum zahlreiche Aufnahmen, die noch nie ausgestellt wurden. Mit Textbeiträgen von Claudia Emmert, Carolin Gennermann, Manfred Metzner, Frank-Thorsten Moll. Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung 'Ré Soupault - Das Auge der Avantgarde' im Zeppelin Museum Friedrichshafen - Technik und Kunst, 24. Juli bis 4. Oktober 2015.
Autorenportrait
Ré Soupault, geboren 1901 als Erna Niemeyer in Pommern, arbeitete bereits während ihres Studiums 1921-1925 am Bauhaus in Weimar mit dem Avantgardisten Eggeling an dessen Experimentalfilm »Diagonal-Symphonie«. Über ihren Mann, dem Dadaisten und Filmkünstler Hans Richter lernte sie u.a. Man Ray und Sergeij Eisenstein kennen. Sie ging 1929 nach Paris, wo sie ihr erstes eigenes Modestudio »Ré Sport« einrichtete. Im Kreis der Pariser künstlerischen Avantgarde traf sie Phillipe Soupault. Mit ihm unternahm sie ab Mitte der dreißiger Jahre zahlreiche Reisen durch Europa und Amerika, wo sie seine Reportagen fotografisch begleitete. Seit 1946 wieder in Europa, arbeitete sie als Übersetzerin (u.a. André Breton, Philippe Soupault) und Rundfunkautorin. Sie starb 1996 in Paris.