Beschreibung
Friedrich Schleiermacher proklamierte 1799, Religion sei "weder Denken noch Handeln, sondern Anschauung und Gefühl". Wenn das stimmt, was hat dann das Christentum zum Verständnis der großen Gefühle beizutragen? Vor dem Hintergrund der neueren Gefühlsforschung untersucht der Verfasser, was die jüdisch-christlcihe Tradition zu Gefühlen von Angst, Zorn, Klage, Hass, Scham, Schuld, Dank und Freude zu sagen hat. Schon Adam und Eva waren von den widerstreitenden Gefühlen Angst und Lust bestimmt. Nach dem Essen der verbotenen Frucht schämten sie sich. Und in den biblischen Geschichten dürfen die starken Gefühle gezeigt, sollen aber auch zivilisiert werden. In beziehungsreichen Exkursen geht Benedict auf die Behandlung der Affekte in Kunst, Oper und Literatur ein sowie auf das Thema Scham und Schuld bei der Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Auch wenn das Christentum eine schwindende Gefühlsmacht ist, kann es mit seiner Gefühlskultur - zentriert um das Vertrauen auf Gott - zur Humanisierung menschlicher Beziehungen beitragen.
Autorenportrait
Der Autor, Jg. 1941, studierte Theologie in Hamburg, Heidelberg sowie Tübingen und promovierte 1971 in Bochum. Er war Pfarrer in Recklinghausen, ab 1980 in Hamburg-Steilshoop und von 1991-2006 Professor für diakonische Theologie an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie. Zahlreiche Veröffentlichungen, Mitherausgeber der Zeitschrift "Junge Kirche". Ständige Mitarbeit bei "Evangelische Stimmen", "Evangelische Zeitung", "Zeitzeichen", "Publik-Forum", "Pfarrerblatt".