Beschreibung
Aldona Kut ist keine Künstlerin, die eingleisig denken würde. Hat doch die 1976 geborene Kut mit Modedesign, Malerei, Bildhauerei und Architektur eine ganze Reihe von Studiengängen absolviert und ist gewohnt, die Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen. Ihre Arbeit tangiert so immer das Performative, Skulpturale und Soziale zugleich. Auch ihr Katalog, der anlässlich ihres Stipendiumaufenthaltes im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia Bamberg erscheint, spielt mit diesem Möglichkeitssinn. Das Buch ist ein Leporello mit einer Länge von insgesamt 11,60 Metern. Dieses zusammenhängende Band fordert die Interaktion des Lesers beim Blättern heraus: So lassen sich neue Bildstrecken erzeugen, neue Seiten nebeneinander legen; das Buch kann aber auch als ein ganzes Band betrachtet werden. Die Falte leitet sich unmittelbar aus Aldona Kuts Werk ab, aus ihren Modeentwürfen, aber auch ihren Papierarbeiten und Bildern. Und eigentlich lassen sich Kuts Werke kaum als flach vorstellen, sie haben Körper. Die Bilder, Tuschearbeiten, Faltungen und Arbeiten auf Papier behandeln immer räumliche Situationen. Sie sind hier als einzelnes Werk und zugleich als Installationsansicht dokumentiert. Die Lyrikerin Nora Gomringer, die künstlerische Leiterin der Villa Concordia ist, reagiert auf Kuts Kunst auf denkbar adäquate Weise. Sie wird poetisch. In ihrem Gedicht für diese Publikation entwirft sie einen Sprachraum, der sich aus Linie, Silhouette, Kontur, Konstrukt und Fläche aufbaut und der Falte ihr Geheimnis belässt. Die Dichterin, die im Wort behaust ist, kleidet sich in die Schrift. Es ist eine außergewöhnliche Augen- und Ohrlust, die die beiden Künstlerinnen hier schaffen.