Beschreibung
1880 in Czernowitz geboren und Kriegswirtschaftsrat im Majorsrang, wurde Berthold Storfer nach 1918 ein einflussreicher Bankier, Finanzexperte und Unternehmer in Wien. 1939 bestimmte ihn Adolf Eichmann, der in Wien die 'Zentralstelle für jüdische Auswanderung' aufgebaut hatte, zum Leiter des 'Ausschusses für jüdische Überseetransporte'. Storfer, selbst Jude, organisierte nun 'illegale Transporte' nach Palästina, mit denen jüdische Flüchtlinge in das britische Mandatsgebiet geschleust wurden. Die Briten hatten dort gerade in der Zeit der sich abzeichnenden Katastrophe in Europa die jüdische Einwanderung auf ein Minimum reduziert. Die Kooperation mit Eichmann brachte Storfer in heftige Konflikte mit den zionistischen Organisationen, die bis dahin für diese Transporte verantwortlich gewesen waren und ihm vorwarfen, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben. Storfer selbst ließ viele Möglichkeiten zur Flucht ungenutzt. Er wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und dort 1944 erschossen.
Autorenportrait
Gabriele Anderl war Mitarbeiterin der Österreichischen Historikerkommission und hat sich in zahlreichen zeitgeschichtlichen Publikationen mit der NS-Zeit, der 'Arisierungspolitik' und dem NS-Kunstraub sowie Aspekten der jüdischen Geschichte befasst. Sie lebt als freie Journalistin und Autorin in Wien. U.a. hat sie mit W. Manoschek 'Gescheiterte Flucht. Der Kladovo-Transport auf dem Weg nach Palästina' verfasst und mit A. Caruso 'NS-Kunstraub in Österreich und die Folgen' herausgegeben.