Beschreibung
Der Untertitel dieses Buches knüpft an Wassily Kandinskys Schrift "Über das Geistige in der Kunst" aus dem Jahr 1912 an. Mit der abstrakten Formensprache, als deren "Erfinder" er gilt, forschte Kandinsky nach jenem immateriellen Urgrund der Welt, wie er kurz darauf auf dem Terrain der Naturwissenschaft mit der Quantenmechanik erahnbar werden sollte. Vor diesem Hintergrund ist das "Geistige" hier eine im Kandinskyschen Sinne offene Chiffre für ein Denken und Handeln, das über die bloße Ratio hinaus Verbindendes und Verbindlichkeit schafft, und das sich von der Wissenschaft und von der Kunst, aber ebenso auch aus Erfahrungswissen und, natürlich, aus spirituellem Wissen herleiten lässt.Das Buch leistet einen Beitrag zur aktuellen Wachstumsdebatte. Von der Kulturphilosophie wie auch von der Kunst aus erkundet die Autorin Wege hin zu einem neuen, nicht mehr quantitativen, sondern qualitativen Verständnis von Wachstum. Sie nimmt dabei einen zentralen Gedanken des Ökonoms Ernst F. Schumacher auf: Wird die "Kultur des inneren Menschen" vernachlässigt, bleibt Selbstsucht die dominierende Kraft - gerade im Wirtschaftssystem. Die Ton angebenden Strömungen im Diskurs um Nachhaltigkeit befassen sich jedoch kaum mit dieser Kultur. Sie folgen natur- und sozialwissenschaftlichen, wirtschaftlichen und ordnungspolitischen Prioritäten. Das ist wichtig und unverzichtbar. Doch braucht die Nachhaltigkeit auch eine Seele. Denn ganz gleich wie aktiv wir sein mögen: Solange sich das Bewusstsein nicht entwickelt, wird alles Handeln nichts Neues bewirken.Hildegard Kurt sucht nach Formen einer Wissenschaft, die über das Intellektuelle hinaus den ganzen Menschen ergreift und in Entwicklung bringt. Angesichts der Notwendigkeit, als Individuum und als Gesellschaft auf zukunftsfähige Weisen zu wachsen, verbindet sie dieses erweiterte Verständnis von Wissenschaft mit dem erweiterten Verständnis von Kunst, wofür einst Joseph Beuys die Formel prägte: Jeder Mensch ist ein Künstler.