Beschreibung
590 Seiten, Festeinband, Original Schrfit von 1732 mit 22 abgebildeten Siegeln und Wappen im Nachdruck. Nachdem 1631 die gräfliche Linie mit Hans Ludwig von Gleichen erlosch gelangten von den verbliebenen Gütern gelangte die Obergrafschaft (Ohrdruf, Emleben, Schwabhausen, Petriroda, Wechmar, Pferdingsleben, Werningshausen) an die Grafen von Hohenlohe-Langenburg, die 2,5 Quadratmeilen umfassende Untergrafschaft (Gleichen, Wandersleben, Günthersleben, Sülzenbrücken, Ingersleben, Stedten) an die Grafen von Schwarzburg-Sondershausen (Schwarzburg-Arnstadt), die Herrschaft Tonna an die Schenken von Tautenburg - bekannt als eine Nebenlinie der Schenken von Vargula. Aus dem Nachwort: Den Zenit ihrer Macht hatte das Grafenhaus im 13. Jahrhundert erreicht, danach begann ein stetiger Niedergang. Der Thüringer Erbfolgekrieg 1247/63 und der Thüringer Grafenkrieg von 1342/46 erschütterten die finanziellen Grundlagen. Die Verpfändung der Erfurter Vogtei 1283, der Verkauf der Grafschaft Vieselbach 1283 und nachfolgend des Eichsfeldes im Jahr 1294 sind dafür Indiz genug. Im Jahr 1308 verkaufte Heinrich I. Graf von Gleichen sein Recht, durch das Löwentor am Petersberg zu Erfurt jederzeit einreiten zu können, an den Rat zu Erfurt. Dieser ließ daraufhin das Tor sofort vermauern. Mehr und mehr konzentrierten sich die Grafen von Gleichen fortan darauf, ihren verbliebenen Streubesitz zu einer kompakten Herrschaft zusammenzuschließen. Dadurch gelang es den nachfolgenden Generationen, schwierige Zeiten zu überstehen und eine relativ geschlossenes Territorium im Raum Ohrdruf und Wandersleben mit der neuen Residenz in Ohrdruf zu schaffen. Mit der Stadt Erfurt entwickelte sich eine politische Partnerschaft als Gegengewicht zur Machtentfaltung des Hauses Wettin-Sachsen in Thüringen. Erfurt besaß eine beachtliche ökonomische Machtbasis - die Grafen von Gleichen wiederum verfügten über das militärische Potential. Doch mit Graf Hans-Ludwig von Gleichen erlosch das Geschlecht der Grafen von Gleichen im Jahr 1631 im Mannesstamm. Die letzte Namenträgerin, Gräfin Erdmuthe Juliane, verstarb am 28.Juli 1633 in Erfurt. Eine niederadlige Nebenlinie der Grafen von Gleichen existiert bis heute. Es ist dies die Familie von Gleichen die sich später mit denen von Rußwurm verschwägerten. Daraus entstand der Doppelnamen von Gleichen gen. von Russwurm. In diese Familie heiratete eine Tochter Friedrich Schillers ein. Nachkommen aus dieser Verbindung leben bis heute. Neben Ortsnamen wie Gräfentonna und Gräfental erinnern heute noch Wappen, Urkunden, Bauwerke und Münzen an das Wirken dieser Dynastie. Zeugnisse ihrer einstigen Herrschaft sind in Erfurt die Grafengasse, der Bartholomäuskirchturm und das Löwentor. Vor allem der weithin berühmte Grabstein des angeblich in Doppelehe lebenden Grafen Ernst von Gleichen im Erfurter Mariendom zieht seit jeher viele Besucher an. Die Legendenbildung um dieses Epitaph reicht Jahrhunderte zurück und inspirierte in späteren Zeiten Dichter und Musiker zu phantasievollen Werken. Als Novum kann man vermerken, dass die historische Sagenvorlage bis in die Neuzeit ihre Ausstrahlung behielt. 1974 erschien zu diesem Thema das von Gerd Natschinski komponierte Musical "Terzett", dessen Erstaufführung am 15.6.1974 stattfand. Die Erstausgabe der "Historia" von 1732 zählt zu den absoluten Raritäten im Antiquariatsbuchhandel und ist nur noch in wenigen Bibliotheken und Staatsarchiven zugänglich.
Autorenportrait
1. DER AUTOR: --- Sagittarius: Kaspar, Geschichtschreiber. Geboren am 23. September 1643 zu Lüneburg als Sohn von Kaspar S. (s. unten S. 172), erhielt er seine entscheidende Ausbildung an der Universität zu Helmstedt, wo er unter dem Einflusse von Calixtus und Conring sich der Theologie, Philologie und Geschichte widmete. Am engsten schloß er sich Conring an, dem er eine nachhaltige Theilnahme abgewann. Im J. 1668 wurde er Schulrector in Saalfeld, siedelte jedoch bereits im J. 1671 nach Jena über, wo er 1674 Bose's Nachfolger in der Professur der Geschichte wurde. Er entwickelte hier eine große Thätigkeit als Lehrer und als historischer Schriftsteller, eine Fruchtbarkeit, die ihm nicht immer zum Ruhme angerechnet wurde. Man muß ihn gleichwol zu den angeseheneren und verdienteren deutschen Geschichtforschern seiner Zeit zählen. Von seinen bez. Schriften verdient sein "Nucleus historiae Germanicae" hervorgehoben zu werden, auf Conring's Anregung entstanden und bedeutend als das erste Compendium der deutschen Geschichte, ein sehr zeitgemäßes Unternehmen, dem auch die Ehre einer Uebersetzung in die französische Sprache zu Theil geworden ist. Ferner seine "Introductio in historiam ecclesiasticam et singulas ejus partes", die sich von Seite der Theologen eines ausgesprochenen Beifalls erfreute. Am schätzbarsten sind seine Arbeiten über die thüringische Geschichte, die noch heut zu Tage nicht ganz entwerthet erscheinen dürften. S. ist am 9. März 1694 zu Jena gestorben und hat hier für die Fortdauer seines Namens u. a. auch durch ein Vermächtniß an der Universität zur Förderung des geschichtlichen Studiums löbliche Sorge getragen. (aus Allgemeine deutsche Biographie Bd.: 30, v. Rusdorf - Scheller, Leipzig, 1890) 2. DER HERAUSGEBER 1732: Cyprian: Ernst Salomon C., geb. 22. Sept. 1673 zu Ostheim v. d. Rhön in Franken, gestorben 19. Sept. 1745 zu Gotha, war der Sohn eines Apothekers und wurde erst zu Ostheim, dann seit 1686 zu Schleusingen erzogen. Im J. 1692 bezog er die Universität Leipzig, ging aber bald darauf nach Jena, um Medicin zu studiren, aber dieses Studium sagte ihm nicht zu und er wendete sich, obschon gegen den Willen seines Vaters, der Theologie zu. Unter Johann Andreas Danz trieb er mit allem Fleiße die orientalischen Sprachen und wurde unter ihm Magister der Philosophie. Unter seinen anderen Lehrern war es vor allem Joh. Andreas Schmidt, dem er mit aller Liebe anhing, und als derselbe als Professor der Theologie und Kirchengeschichte nach Helmstädt berufen wurde, folgte er ihm (1698). Nachdem er hier vier Disputationen nach einander abgehalten hatte, fing er selbst zu lehren an und wurde 1699 außerordentlicher Professor der Philosophie. Schon im October des folgenden Jahres wurde er als Director und Professor der Theologie an das Collegium Casimirianum nach Coburg berufen, welchem Rufe er im December folgte. Durch seinen unermüdeten Fleiß und seine kluge Handlungsweise brachte er das Gymnasium in den größten Flor, und Herzog Johann Ernst fand sich bewogen, ihm die Aufsicht über die Studien seiner vier Prinzen zu übertragen. Gleich nach seinem Dienstantritte in Coburg hatte er (im Januar 1701) sogen. Noctes Casimirianas eingerichtet und dazu alle Gelehrte der Stadt Coburg eingeladen, jeden Sonnabend um 5 Uhr in seinem Museum zu gelehrten Unterredungen zusammen zu kommen. Daneben hielt er eine Reihe öffentlicher Disputationen (z. B. "De doctrina Tertulliani evangelica", "De Clementis Romani, Ignatii, Polycarpi et Justini M. doctrina evangelica"; "De caede Mariae Stuartae"; "De mortibus Socinianorum"; "De annulo Gygis" u. a.). Im J. 1706 wurde er zu Wittenberg Doctor der Theologie, bei welcher Gelegenheit Herzog Heinrich von Sachsen-Römhild alle Kosten zahlte. Nachdem er schon im J. 1704 Holland bereist und die Universitäten zu Leyden, Utrecht, Franecker und Gröningen besucht hatte, reiste er 1707 nach Frankfurt a. O. 1710 durchreiste er Franken und Schwaben und 1719 war er im Begriffe nach Frankreich zu reisen, wozu ihm