Beschreibung
Ich beginne diesen Text, während meine Mutter stirbt. Ich versuche, ihr Sterben zu schreiben. Aber in welcher Disziplin findet dieses Schreiben statt, müssten nicht die Grenzen jeder Disziplin indiszipliniert werden angesichts eines Menschen, der gerade eine Grenze überschreitet, indem er auf 'die andere Seite des Flusses' überwechselt? Und was könnte eine Literatur des Sterbens sein, was eine Philosophie oder Theorie des Sterbens? Wie kann man überhaupt noch Theoretisieren, müsste nicht jede Theorie angesichts eines solchen Ereignisses verstummen und sich in autobiographische Autotheorie wandeln? Wie protokolliere ich das andere Wissen, das dabei plötzlich im Raum der Sterbenden steht? Wie lässt sich das Wenigerwerden, das Vergehen schreiben?
Autorenportrait
Knut Ebeling arbeitet an einer materiellen Epistemologie der Künste und des Wissens. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Medien des kulturellen Gedächtnisses und Medienarchäologie. Er unterrichtet an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.