Beschreibung
Russland 1861, zur Zeit der Abschaffung der Leibeigenschaft. Der junge Arkadi Kirsanow und sein Freund Jewgeni Basarow verbringen nach Abschluss ihres Medizinstudiums den Sommer auf dem Landgut von Arkadis Vater Nikolai, wo auch sein Onkel Pawel lebt. Der Roman zeigt den Konflikt zwischen den traditionsorientierten "Vätern" und der jungen Generation, die an Empirie, Materialismus, Technikfortschritt und Planbarkeit aller Dinge glaubt. Die junge Generation verneint jeglichen Zweifel an ihrer nihilistischen Überzeugung, lehnt jede Form von Autorität kategorisch ab. Fesselnd und rührend zugleich beschreibt Turgenjew, wie die Geisteswelt Basarows und Arkadis nach deren Rückkehr aus der Großstadt zurück in die Provinz unweigerlich mit der ihrer Väter zusammenprallt. Turgenjew nimmt diesen Bruch mit Autoritäten und über lieferten Wertesystemen kritisch aufs Korn, sie ist ihm "Verneinung um der Verneinung willen", doch die ironische Distanz des Erzählers verschont auch die Väter nicht. Iwan S. Turgenjew, ein glänzender Beobachter und großer Psychologe, deutet vieles nur an. Seine Prosa ist von schwebender Leichtigkeit, sein Stil von präziser Eleganz, der Konflikt in "Väter und Söhne" zeitlos. Matthias Beckmann hat das Buch illustriert. Seine mit Graphitstift angefertigten Konturzeichnungen zeigen Räume, Umgebungen und Gegenstände - mal in der Totalen, mal im Detail. Ihre Entstehung ist eine Geschichte für sich. Denn der Künstler hat sie soweit möglich unmittelbar vor dem Motiv gezeichnet, beispielsweise im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité und dem Musée Carnavalet in Paris. Auch Bilder aus Büchern und dem Internet dienten als Vorlage. Und ausnahmsweise hat Beckmann fotografiert, denn in der Russischen Kolonie Alexandrowka in Potsdam war es zu kalt, um zu zeichnen. Personendarstellungen entstanden nach Gemälden des 19. Jahrhunderts oder historischen Fotografien. Das Ergebnis ist ein prachtvolles Buch, dessen Zeichnungen ein stimmungsvolles und detailliertes Porträt der Zeit bilden.
Autorenportrait
Iwan S. Turgenjew, 1818 in Orel geboren und am 9. September 1883 in Bougival gestorben, stammt aus altem Adelsgeschlecht. Nach dem Studium der Literatur und der Philosophie in Moskau, Sankt Petersburg und Berlin war er für zwei Jahre im Staatsdienst tätig. Danach lebte er als freier Schriftsteller und verfasste Erzählungen, Lyrik, Dramen, Komödien und Romane. Turgenjew gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des russischen Realismus. Matthias Beckmann, 1965 in Arnsberg geboren, hat an den Kunstakademien in Düsseldorf und Stuttgart studiert und lebt als freier Künstler in Berlin. Bekannt wurde er durch seine Zeichenprojekte, die er in öffentlichen Institutionen und Museen durchführt. Seit einigen Jahren arbeitet er auch an Zeichentrickfilmen. Beckmann ist mit Jörg Mandernach und Uwe Schäfer Teil der Künstlergruppe "Die Weissenhofer". Seine künstlerische Arbeit wurde durch zahlreiche Preise (u. a. Joseph-Fassbender-Preis für Zeichnung) und Stipendien gewürdigt und wurde in Museen sowie Galerien in Deutschland, Belgien, Österreich und Frankreich gezeigt. Arbeiten von Matthias Beckmann befinden sich in vielen öffentlichen Sammlungen u. a. im Kupferstichkabinett Berlin, im Kunstmuseum Bonn und in der Kunsthalle Bremen.