Beschreibung
"Und wo kommst du her?", fragte er und lächelte. Auf keinen Fall konnte ich sagen: "ICH GEH ZU EINEM THERAPEUTEN." Wie uncool klang das denn. Ich überlegte fieberhaft. "Ich war oft hier mit meiner Zwillingsschwester", entfuhr es mir. Auch nicht das beste Thema. "Du hast eine Zwillingsschwester?", fragte er. "Hatte", korrigierte ich leise. "Hattest?", fragte Felix kaum hörbar. "Hatte", sagte ich. Und dann erzählt Mija Felix von ihrer autistischen Schwester, die in einer Nacht gestorben ist. Seitdem hat sie Probleme mit dem Schlafen. Und mit Energie und Lebensfreude. Deshalb geht sie zu einem Psychotherapeuten. Behutsam und mit viel Einfühlungsvermögen begleitet dieser die 17-Jährige auf ihrem Weg durch Trauer und Schmerz. Mijas Leben beginnt langsam aufzutauen und bewegt sich wieder. Als hätte man ein Steinchen ins Wasser geworfen, zieht diese Bewegung Kreise. Freundschaften beginnen, in den Texten ihrer Schwester, von denen bisher keiner gewusst hat, entdeckt sie diese ganz neu und kann sich schließlich von ihr verabschieden. Und bei all dem spielt Felix eine entscheidende Rolle. Felix, der nach Wind riecht und nach Nüssen, nach Wald und frischer Luft. Und das ist beinahe besser als Thymian. Besser als Thymian ist eine Geschichte über Trauer und Liebe, über Freundschaft und Entwicklung, und darüber, dass Gegensätzliches oft so nah beieinander liegt. Es ist eine Geschichte über menschliches Zusammenleben, das umso bunter und schöner wird, je mehr Unterschiedlichkeit darin Platz hat; und das ist schließlich das, was man heutzutage als Inklusion bezeichnet.