Beschreibung
Achim Amme – Dichter, Kabarettist, Rezitator, Sänger, Schauspieler
In der deutschsprachigen Lyrik der Gegenwart scheint Humor gerade in der jungen Generation verpönt zu sein. Es dominiert trotz unterschiedlicher Schreibweisen eine akademisch grundierte Poesie des Schwierigen, mit Verfremdungen aufgeladen, die sich nicht selten dem Rand des Verstehens nähert.
Dass die Traditionslinie Busch-Ringelnatz-Gernhardt nicht ganz abgerissen ist, ist vor allem älteren Autoren wie Achim Amme zu verdanken, der bereits 1986 Publikumssieger beim Joachim-Ringelnatz-Preis der Stadt Cuxhaven war.
Seine Lyrik zeichnet sich oftmals durch hintergründige Ironie und zupackende Satire aus, die gleichermaßen Gehirn wie Lachmuskeln anregen. Allerdings wäre es verfehlt, wenn man ihm ausschließlich das Etikett des Humoristen anheften würde. Dazu ist seine Dichtung, die auch ernste zeit- und gesellschaftskritische Töne anschlägt sowie das Zusammen- bzw. Auseinanderleben der Geschlechter mitunter scharfzüngig aufspießt, zu vielschichtig.
Wie in seinen vorwiegend gereimten Gedichten entzieht sich das 1949 in Celle geborene Multitalent Achim Amme auch in anderen künstlerischen Bereichen eindeutigen Festlegungen. Wer ihn einmal live bei seinen Auftritten erlebt hat, kann sich der Faszination seines Vortrags nicht entziehen. Der gelernte Schauspieler, der die Max- Reinhardt-Schule für Schauspiel absolvierte und Engagements bei George Tabori sowie in mehreren Theatern hatte, ist seit Jahren häufig als Sänger, Kabarettist und ausdrucksstarker Rezitator eigener Texte sowie von Werken anderer Autoren auf Tour. Zu seinem Repertoire gehören dabei ebenso Gedichte von Joachim Ringelnatz wie Märchen der Brüder Grimm, Songs von John Lennon oder selbst komponierte Lieder, die auf mehreren CDs veröffentlicht worden sind.
Seit 1997 ist der in Hamburg beheimatete Achim Amme auch als Schauspieler für Film und Fernsehen tätig, so beispielsweise in den TV-Serien „Tatort“, „Bella Block“ und „Großstadtrevier“.
Zu den zahlreichen Ehrungen, die Amme bisher als Schriftsteller und Musiker zuteil geworden sind, zählen neben der Ringelnatz-Auszeichnung unter anderem ein neunmonatiges Literatur-
stipendium des Landes Niedersachsen für den Künstlerhof Schreyahn (1993) und die Nominierung seiner CD „Streng vertraulich! – Kellerlieder“ für den „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“ (2018).
Eine wesentliche Säule im vielfältigen künstlerischen Schaffen von Achim Amme ist die Literatur. Außer Beiträgen in Anthologien auch renommierter Verlage (Beltz & Gelberg, Kein & Aber, Droemer Knaur, LangenMüller, Rowohlt, Steidl) sind seit 1978 neun Bücher von ihm mit Gedichten, Songtexten und Prosa erschienen, zuletzt 2016 „Der kleine Adolf – Die Geschichte(n) meines Großvaters“ und 2019 „Echt verboten! – Gedichte & Songs“.
Der vorliegende Band enthält eine Auswahl von Gedichten aus vier Jahrzehnten. Sie beginnt mit dem Songtext Hungry Eyes aus den 60ern, der ein wenig an das später erschienene Imagine von John Lennon erinnert und sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache hier veröffentlicht wird, und endet mit einem furiosen Sonettenkranz, der in den 90er Jahren entstanden ist. Hier zeigt sich noch einmal die poetische Kraft des Autors, der den Reim erfrischend aus konventionellen Fesseln befreit und den Leser mitreißend in den Bann einer jahrhundertealten dichterischen Form zieht.
Zwischen diesen Ausgangs- und Endpunkten entfaltet sich in vier Kapiteln die thematische Breite Achim Ammes von Gesellschafts- und Zeitkritik über das oft komplizierte Zusammen- und Liebes-
leben, Kunst, Musik und Literatur bis zu Gedichten, in denen neben dem Alltäglichen auch Gott und der Teufel ihren Platz haben.
Der Autor, Kabarettist, Sänger, Rezitator und Schauspieler besticht auch in seiner Lyrik durch professionelle Vielseitigkeit, die nicht einen Hauch von Beliebigkeit aufweist. Seine hier versammelten Gedichte aus den letzten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts bereiten Vergnügen auf hohem Niveau. Das ist nicht das Schlechteste, was man Dichtung nachsagen kann.
Axel Kutsch