Beschreibung
Im Begriff des Kulturerbes verschiebt sich der Fokus der Denkmalpflege von einer fachwissenschaftlichen zu einer ethischen und gesellschaftlichen Aufgabe, und damit zu einer Auseinandersetzung um kulturelle Identität. Denn Erbe ist immer Ergebnis konkurrierender Deutungen, die mit vielfältigen Prozessen der Aneignung, Transformation und Zerstörung verbunden sind. Lokale wie globale Deutungsansprüche können gleichermaßen widersprüchlich wie vorläufig sein; auch geteiltes Erbe (shared heritage) ist nicht für Jeden und Jede (und jederzeit) das Gleiche. Wer bestimmt, was (wie?) erinnert, was (wie?) rekonstruiert, erhalten oder eben vergessen werden darf? Wie gehen wir als Wissenschaftler mit den oft konfliktträchtigen Ansprüchen der jeweiligen Gesellschaften um, ihr Erbe zu bestimmen? Ein multinationales Autorenteam geht an markanten Beispielen der Frage nach, was Denkmalpflege im Zeichen zunehmender Globalisierung heißen kann. Die thematisch breit gefächerten Beiträge umfassen das Kulturerbe des Alten Ägyptens und des Osmanischen Reichs ebenso wie iranische und US-amerikanische Denkmalpolitiken, "wanderndes" Erbe oder aktuelle Deutungskonflikte in Tunesien, Brasilien und Deutschland.